Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Gesundheit und Fitness

Kapitel in: Gesundheit und Fitness

Wichtig ist, dass man sich nicht verausgabt

RuhepauseRuhepausen während einer Wanderung.

Der zweite Grund, weshalb der Wald unser Wohlbefinden steigert: Wald wirkt beruhigend. Das ist ein den Psychologen längst bekannter Tatbestand. Es ist nicht nur die grüne Farbe (während Rot an- oder aufregt), auch das Gesamtsystem »Wald« wirkt durch vielerlei Faktoren entspannend. Das hängt sehr eng damit zusammen, dass ein (gesunder) Wald als Sinnbild der heilen Welt empfunden wird; auch nüchterne Menschen bringt er leicht in romantische, zumindest aber in seelisch aufgeschlossene Stimmung. Auch der Gesang der Vögel trägt dazu bei. Freizeit im Wald

Ein weiterer psychologischer Grund kommt hinzu: Sporttreiben im Wald wird als etwas Selbstverständliches angesehen. Viele Menschen hätten Scheu, auf Landstraßen Dauerlauf oder auf dem Marktplatz Freiübungen zu machen: Auf Waldwegen aber turnt oder rennt jedermann ungenierter. Viertens schließlich: Trottoirs und Straßen mit ihren harten Oberflächen tun den Gelenken, Sehnen und Muskeln gar nicht gut. Waldwege sind da allemal besser.

Der Wald ist also - zumindest für unsere Laufwerkzeuge - ein ideales Sportgelände. Dies sollte man nutzen, denn die meisten von uns hätten mehr Bewegungssport nötig. Unsere Lebensweise nämlich ist weit ungesünder als die unserer Großeltern: wir essen mehr Fleisch und weniger Kohlehydrate als sie, wir bewegen uns weniger; und beides belastet unseren Körper. Gefäßverengungen, Bluthochdruck, Gicht, Kreislaufstörungen, Fettleibigkeit, Herzinfarkte sind die Folgen. Wer dazu noch im Sitzen arbeitet, muss mit einer Erschlaffung der Muskeln rechnen - vor allem am Bauch und im Rücken. Das wiederum führt zu Beschwerden an der Wirbelsäule. Und die Probleme nehmen mit fortschreitendem Alter zu.

Die Therapie dagegen ist einfach: weniger essen, mehr Bewegung! Wer sich zwei mal eine halbe Stunde in der Woche richtig anstrengt, und das in der frischen Luft, also zum Beispiel im Wald, hat schon eine ganze Menge für seine Fitness getan.

Mit bloßen Waldspaziergängen allerdings ist, wenn es um die Bewahrung der Gesundheit geht, noch nicht viel erreicht. Wandeln im Grünen wirkt belebend auf die Seele, und für Herz und Kreislauf ist es bestimmt besser als eine Nacht im Wirtshaus - mehr aber selten. Denn wir strengen uns dabei zuwenig an. Bei älteren und kranken Menschen können Spaziergänge, die etwas zügig durchgeführt werden, freilich durchaus einen Trainingseffekt erzielen.

Für Fitnessbemühungen gilt generell: man sollte sich schon etwas anstrengen. Schon forsches Ausschreiten bringt etwas, und für ältere Menschen ist es oft die einzige Möglichkeit. Indessen, wer da hofft, er könne durch bloßes Spazierengehen abnehmen, der täuscht sich. Selbst wenn er zügig geht, verbraucht er pro Kilometer, je nach Körpergewicht und Gelände, nur etwa 60 Kilokalorien; das bedeutet, dass er, um ein Stück Sahnetorte abzuarbeiten, rund zehn Kilometer marschieren müsste. Wirksamer ist es, Dauerlauf zu machen; oder ein Dutzend Knie- und Rumpfbeugen zu absolvieren; oder Schattenboxen zu betreiben oder dicke Äste zu stemmen - ganz gleich. Hauptsache, man kommt ein bisschen außer Atem.

Wenn Sie lange keinen Sport mehr getrieben haben, können Sie damit anfangen, einen leicht ansteigenden Waldweg hinaufzuwandern. Zwischendurch nicht stehen bleiben. Die Steigerung kommt von selbst. Grundfalsch wäre es, sich - ganz untrainiert - beweisen zu wollen, welch toller Kerl man doch immer noch sei. Lieber das Gespräch mit dem Arzt vor dem Fitness-Training suchen!

Aber niemand, der sonst gesund ist, sollte Angst bekommen, wenn sein Herz zu klopfen beginnt; das tut nur gut. Man kann ja mit der Armbanduhr die Zeit nehmen: 120 bis 140 Herzschläge pro Minute zu erreichen, ist förderlich. Auch 150 bis 160 schaden jüngeren Menschen nicht. Was gut für Sie ist und wie fit Sie sind, lässt sich leicht messen. Nachdem Sie am Ende einer Laufstrecke die Zahl der Herzschläge festgestellt haben, gehen Sie ganz ruhig fünf Minuten lang und messen dann erneut. Die Zahl der Herzschläge sollte jetzt merkbar gesunken sein - beispielsweise von 140 auf 100. Ist das der Fall, so sind Sie schon gut trainiert und die Laufübungen bekommen Ihnen. Hat sich aber die Pulsschlagfrequenz nach fünf Minuten nicht oder nur gering abgesenkt, dann sollten Sie Ihr Fitness-Programm behutsamer angehen, kürzere und weniger schnelle Läufe machen, bis Sie ein deutliches Absinken der Pulsfrequenz registrieren können.

Zum Trainingseffekt kommt der Vorteil, dass wir uns in der mit Sauerstoff angereicherten Waldluft bewegen, die durch nichts zu ersetzen ist. Die Lungen, die wie das Herz zu vermehrter Aktivität angeregt werden, pumpen sich voll. Der Körper nimmt ein Vielfaches an Sauerstoff auf - verglichen mit der Atmung an Werkbank oder Schreibtisch. Und die Belastung mit Schadstoffen - Stickoxiden und Schwefelverbindungen, die wir sonst bei jedem Atemzug in die Lunge saugen - ist erheblich geringer.

Was geschieht bei regelmäßiger sportlicher Betätigung im Wald? Zunächst verbessert sich die Fähigkeit des Körpers, Sauerstoff aus der Luft ins Blut aufzunehmen (Mediziner sprechen hier vom Atemäquivalentwert). Man wird dann weniger schnell müde. Das ist der erste Trainingseffekt, der auch für jeden Sportler wichtig ist.

In der Muskulatur wächst die Menge der Mitochondrien. Das sind jene winzigen Fabriken, die alle Produktionsvorgänge in den Körperzellen steuern. Die Herzkranzgefäße erweitern sich, die Pulsfrequenz wird verringert; die kleinen Blutgefäße, die Kapillaren, werden besser durchblutet. Das Herz bekommt auf diese Weise selbst in kritischen Situationen genügend Sauerstoff: Die Gefahr des Herzinfarkts wird geringer - ebenso wie die Gefahr von Thrombosen, diesen manchmal tödlichen Blutgerinnseln.

Die beste Art der sportlichen Bewegung im Wald ist der Dauerlauf - amerikanische Wissenschaftler haben dies durch lange Untersuchungen belegt. So wurde »Jogging« zu einer Mode, die zuweilen etwas kuriose Auswüchse zeitigt; aber ungesund ist sie, alles in allem, gewiss nicht.

Über die Sportämter der Stadt- oder Gemeindeverwaltungen erfahren Sie, ob, wann und wo ein Lauftreff ist. Bei diesen Lauftreffs werden leistungsgleiche Gruppen gebildet, die unter Anleitung eines Trainers zunächst das Laufen üben. Die Leistungsgruppen werden meist eingeteilt nach Laufzeiten - beginnend mit fünf bis zehn Minuten, fortgeführt mit einer Viertel-, einer halben, einer ganzen Stunde. Gehpausen und Pulskontrollen sind eingeplant, außerdem gibt es gymnastische Übungen, um die verspannte Rumpf- und Nackenmuskulatur zu lockern.

Waldspaziergang
Ein Waldspaziergang ohne sportlichen Ehrgeiz ist immer noch viel gesünder als gar kein Aufenthalt im Wald.

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