Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Geschlossene Gesellschaft

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Die Nischen im Lebensraum

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RothirschNoch ist das Geweih des Rothirsches (linke Seile oben) nicht vollends ausgebildet. Es ist noch von Fell überzogen - dem Bast.

Das Erdgeschoss des Waldes ist die Moosschicht, eine nur wenige Zentimeter hohe Etage von Moosen und Kriechgewächsen. Darüber erheben sich bis zur Höhe von ungefähr einem Meter - Kräuter und Stauden, auch Zwergsträucher: die Krautschicht. Höher hinauf, bis zu einigen Metern reichen die Sträucher: Sie bilden, zusammen mit dem Jungwuchs der Bäume, die Strauchschicht. Schließlich werden alle diese Schichten überragt vom Kronendach der Bäume: der Baumschicht. Dieser stockwerkartige Aufbau des Waldes gewährt den Tieren mannigfache Lebensmöglichkeiten, da sie - von unten nach oben - bei verschiedenen Ansprüchen ohne Konkurrenz dicht beieinander leben können. Der Ökologe spricht hier von Nischen in einem Lebensraum. Diese ökologischen Nischen sind so beschaffen, dass sie immer nur den speziellen Bedürfnissen weniger Tierarten (bisweilen gar nur einer einzigen) genügen; sie werden von anderen Tieren nicht angenommen. Dank dieser Spezialisierung auf unterschiedliche Bedürfnisse, vor allem bezüglich der Nahrung, kann ein und derselbe Lebensraum von vielerlei verschiedenen Tierarten bewohnt werden, ohne dass sie zu Konkurrenten werden.

In biologischer Sicht ist der Wald ein Ökosystem - ein Funktionskreis, eine natürliche, lebendige Einheit aus Lebewesen und Lebensraum mit vielen komplizierten Wechselwirkungen. In ungestörten Ökosystemen herrschen ausgeglichene Verhältnisse zwischen den beteiligten Lebewesen: Es besteht ein biologisches Gleichgewicht. Wenn aber eine Partnergruppe sich unverhältnismäßig stark vermehrt oder abnimmt, dann geraten die Verhältnisse aus der Balance. So kann beispielsweise der Umstand, dass eine Waldschmetterlingsart günstige Fortpflanzungs- und Ernährungsbedingungen antrifft, dazu führen, dass deren blattfressende Raupen den Wald sehr stark schädigen. Diese Schadwirkung hält so lange an, bis die natürlichen Feinde des Schmetterlings die Übervermehrung eindämmen; zum Beispiel können sich nun gewisse Vögel und räuberische Insekten infolge der guten Nahrungslage - stärker vermehren und auch Zuzug von Artgenossen erhalten. Ein Wald aus lauter gleichartigen Bäumen jedoch eine menschengeschaffene Monokultur- kann die Bedingungen für die Massenvermehrung einer pflanzenfressenden Tierart dermaßen günstig gestalten, dass die anderen Partner das biologische Gleichgewicht allein nicht mehr herstellen können; Dann greift der Mensch ein - meistens mit Gift. Damit allerdings schafft er meist ebenso prompt die Grundlagen für weitere Störungen im biologischen Regulationssystem des Waldes.


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