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Insekten

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Kapitel in: Insekten

Baumwanzen sorgen für das Gleichgewicht unter den Insekten

BaumwanzeEine Baumwanze saugt eine Raupe aus

Das Wort »Wanze« weckt bei vielen Menschen Abscheu und Ekel. Es sind aber nur ganz wenige Vertreter - wie die Bettwanze -, die diese biologisch hochinteressante, färben- und formenreiche Insektengruppe in Verruf gebracht haben. Die Räuberische Baumwanze zum Beispiel gehört zu den ausgesprochen nützlichen Insekten - sofern man biologisch so bedenkliche Begriffe wie »nützlich« und »schädlich« in diesem Zusammenhang überhaupt verwenden will.

Das erwachsene Tier ist 10 bis 13 Millimeter lang. Der Kopf und die Seiten des Vorderrückens: strahlend bronzegrün, der übrige Körper: graubräunlich. Bemerkenswert ist, dass die meisten Wanzenarten in der Jugendzeit eine deutlich andere Färbung aufweisen als die erwachsenen, geschlechtsreifen Tiere - bei der Räuberischen Baumwanze etwa sind die Larven am Hinterleibsrand abwechselnd gelb und bronzegrün gemustert. Diese Wanzenart ist ein typischer Bewohner der Laubwaldbiotope, kommt vereinzelt aber auch in Nadelwäldern vor. Sie lebt, wie der Name schon sagt, räuberisch: Ihre Beute sind vorwiegend andere Insekten, speziell deren Larven. So wirkt die Baumwanze entscheidend mit, das Massenvorkommen bestimmter Schmetterlingsarten biologisch zu regulieren. Die Wanze sticht ihr Beutetier mit dem Saugrüssel an - sofort beginnt austretender Speichel das Opfer zu lähmen. Einmal angestochene Beutetiere sterben, auch ohne von der Wanze ausgesaugt worden zu sein.

BeerenwanzeBeerenwanze

Eine völlig andere Lebensweise zeigt die Rindenwanze. Sie ist meist düster gefärbt, mit starken Furchungen und Riefen in der Körperoberfläche: eine wirksame Tarntracht, welche die Tiere fast ununterscheidbar macht von ihrer natürlichen Umgebung. Larven und erwachsene Tiere leben zwischen und unter den Rindenschuppen von Laubbäumen (Rotbuchen besonders) oder von Nadelhölzern. Dass sie sich vom Saft des betreffenden Baumes ernähren, schadet dem wenig. Die Entwicklung der Rindenwanzen dauert zwei Jahre; sowohl die Larven als auch die entwickelten Insekten müssen also im Schutz von losen Rindenstücken überwintern.

Larven von BorkenkäfernLarven von Borkenkäfern

Viele Insekten finden zwischen Rinde (oder Borke) und lebendem Holz ihren Brut- und Lebensraum. Herausragende, in forstwirtschaftlicher Sicht ausgesprochen negative Bedeutung kommt dabei den Borkenkäfern zu, nahen Verwandten der Rüsselkäfer, die sie an Winzigkeit häufig unterbieten: Borkenkäfer sind nur einen bis maximal sieben Millimeter lang - mehr »Format« ließe ihr enger Lebensraum auch gar nicht zu.

Die Käfer befallen in erster Linie kränkelnde oder verletzte Bäume. Umweltgeschädigte Monokulturen oder Windbruch sorgen für eine Massenvermehrung der Tiere; aus »Wohnungsnot« befallen sie dann auch gesunde Gehölze.

Im Innern der Bäume legen die Borkenkäfer charakteristische Gänge an, bestehend aus dem vom Weibchen genagten zentralen Muttergang und den hiervon abzweigenden Larvengängen.

Dadurch entstehen die für jede Art der Borkenkäfer typischen Fraßgänge.

Fraßgänge der Borkenkäfer
Die Fraßgänge der Borkenkäfer wirken wie Ornamente. Zunächst nagt das Männchen eine kleine Hochzeitskammer aus, dort findet die Paarung statt. Das Weibchen stellt später einen zentralen Muttergang her und legt dort nach und nach die Eier ab. Jede Larve nagt dann quer zum Muttergang ihren eigenen Gang, an dessen Ende sie sich verpuppt und später als Käfer schlüpft.

Man unterscheidet Rindenbrüter und Holzbrüter: Die ersten nagen ihr Gangsystem unter der Rinde, die zweiten im Holzkörper des Baumes. Durch die Verletzung der Leitgefäße entstehen so große Saftverluste, dass der Baum absterben kann.

Der auffällige Große Kiefernrüßler schwärmt hauptsächlich vom späten April bis zum Juni; aber auch Ende September kann man vereinzelt immer wieder Kiefernrüßler in den Nadelwäldern finden.

Im Mai legt das Weibchen seine Eier in flach auslaufende Wurzeln von Kiefern und Fichten. Die geschlüpften Larven fressen sich tief in den Wurzelstock. Im Oktober nagt die Larve am Ende ihres Ganges eine Puppenkammer. Aber erst knapp ein Jahr später erfolgt die Verpuppung; im selben Jahr schlüpft der Käfer und überwintert, voll ausgewachsen, unter Rinden oder im Mulm alter Bäume. Im folgenden Frühjahr kommt es zur Paarung - und der Kreislauf beginnt von neuem.

Kiefern-BorkenkäferKiefern-Borkenkäfer

Für die Forstwirtschaft haben diese Käfer immense Bedeutung-auch sie im negativen Sinn, wie sich versteht. Nicht der Holzfraß der Larven in den Wurzeln, sondern der Rindenfraß des erwachsenen Käfers kann ganze junge Kiefern- und Fichtenschonungen vernichten. Glücklicherweise gibt es eine große Zahl von Tieren - insektenfressende Säugetiere, Vögel, Spinnen, Schlupfwespen -, die dafür sorgen, dass die Rüssler in Wäldern nicht überhandnehmen.

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