Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Säugetiere

Kapitel in: Säugetiere

Das Rotwild

Rotwild

Rothirsch
Der imposante Rothirsch röhrt - es ist die Zeit der Brunft. Das Röhren gilt seinen Nebenbuhlern.

Der Rothirsch ist das größte Tier in unseren Wäldern: fast anderthalb Meter hoch und zweieinhalb Meter lang, dabei nicht selten gut vier Zentner schwer- mitsamt dem mächtigen Geweih unzweifelhaft eine sehr imposante Erscheinung. Die Hirschkuh dagegen bleibt erheblich kleiner, und sie trägt auch kein Geweih.

Um ungestört leben zu können, sind diese Tiere auf größere Waldungen angewiesen. Da es die aber längst nicht mehr überall gibt - und auch, weil man Großwild aus forstwirtschaftlichen Gründen nicht überall dulden kann -, fehlt das Rotwild in weiten Gebieten Mitteleuropas.

Wo es vorkommt, lebt es in Rudeln, die entweder aus Hirschkühen und Jungtieren bestehen, wobei eine ältere Hirschkuh das Leittier ist, oder unterschiedslos aus männlichen Exemplaren. Alte Hirsche sind Einzelgänger: Nur im Herbst, während der Brunftzeit, stoßen sie zu den Weibchen. Dann lassen sie ein dumpfes, dröhnendes Schreien hören, das berühmte Röhren, mit dem sie Nebenbuhler vom Rudel vertreiben oder zum Kampf um die Hirschkühe herausfordern.

Die wichtigste Waffe des Hirsches in diesem Kampf ist sein starkes, knöchernes Geweih. Es besteht aus zwei Stangen, die in zahlreiche Spitzen, die Enden, auslaufen. Kräftige Hirsche bringen es auf Geweihe mit sechzehn Enden, seltener sind Achtzehnender. Mehr »schiebt« ein Rothirsch kaum. Gute Ernährung führt bei jungen Hirschen zu kräftigen Geweihen, deren Enden von Jahr zu Jahr zunehmen, während Futtermangel hemmend auf die Geweihausbildung wirkt.

Im Februar oder März wirft der Rothirsch sein altes Geweih ab und bildet, jeweils bis zur Brunftzeit im Herbst, ein neues, welches zunächst noch von Fell überzogen bleibt, fachsprachlich ausgedrückt: vom Bast. Erst nach vollendeter Ausbildung des neuen Geweihs wird dieser Bast abgescheuert, er wird »gefegt«.

Die im Herbst begattete Hirschkuh setzt im Mai oder Juni ein Kalb, selten auch zwei. Die Kälber, auf rötlichem Fell in Streifen hellgefleckt, werden drei bis vier Monate lang vom Muttertier gesäugt - erst im Alter von neun bis zwölf Monaten sind sie dann selbständig: Nun gehören sie als Jungtiere zum Rudel. In dieser Gemeinschaft genießen alle Tiere den größtmöglichen Schutz vor Nachstellungen, denn je mehr Lauscher und je mehr witternde Nasen, desto zuverlässiger die Feindwahrnehmung. Gehör und Geruch sind die schärfsten Sinne des Rotwilds - der Gesichtssinn ist nicht schlecht, dient aber vornehmlich zur Orientierung im Rudel. Dessen Zusammenhalt erleichtert eine spezielle Kennung: jedes Tier trägt einen großen hellen Fleck am Hinterende, der auch in der Dämmerung noch weithin sichtbar ist und so deutlich die Nähe der Artgenossen anzeigt.

Das Rotwild ist ein reiner Pflanzenfresser, der wie unser Hausrind wiederkäut. Die Nahrung, welche die Tiere im Wald und auf Lichtungen finden, besteht vor allem aus saftigen Gräsern und Kräutern, Pilzen, Bucheckern und Eicheln. Da sie aber auch Blätter und Knospen äsen und gelegentlich Rinde abfressen, können sie in Wäldern großen Schaden anrichten. Daher ist es bei jedem Rotwildbestand unumgänglich, ihn durch Bejagung so kurz zu halten, dass er für seine Lebensstätte tragbar bleibt. Das Lebensalter des Rotwilds, das in unseren Breiten keine natürlichen Feinde mehr hat, liegt etwa bei 20 - in Einzelfällen sogar bei annähernd 30 Jahren.

Hirschkuh mit Kalb
Eine Hirschkuh mit ihrem Kalb. Erst im Alter von fast einem Jahr ist das Kalb selbständig.
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