Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Wildparks und Gehege

Der Wald - Heimat der Tiere

Kapitel in: Wildparks und Gehege

Wenn es Futter gibt, bläst der Heger ins Horn

WildschweinfütterungDer Wildwald Voßwinkel - zwischen Dortmund und Soest - ist ähnlich angelegt wie der Saupark Springe. Er umfaßt ein 680 Hektar großes, sehr schönes Waldgelände mit alten Laubholzbeständen, mit Feuchtgebieten, Bachläufen und Teichen. Zwei Drittel des Gebietes sind für Besucher gesperrt, damit das Wild dort Ruhe hat, 100 Hektar sind naturbelassener Wald mit fast undurchdringlichem Dickicht. Der Rest, 250 Hektar, ist allgemein zugängliches Wandergebiet mit 30 Kilometern Wegen. Ohne Gehegezäune lebt hier einheimisches Wild: Rotwild, Damwild, Mufflons und Wildschweine. Zusätzlich wurde ein Kleinzoo mit Füchsen und einigen Vögeln eingerichtet. Zweimal am Tag werden die Wildschweine an zwei verschiedenen Stellen vom Heger mit dem Jagdhorn zur Fütterung gerufen: um 11 Uhr beim Forsthaus Haarhof, um 15 Uhr auf der Hirschwiese. Für Kinder wurden ein Abenteuerspielplatz, ein Spielhaus und eine Waldschule eingerichtet; im kleinen Theater werden Filme über den Wald und seine Bewohner gezeigt. Auch im Odenwald wird den Wildschweinen serviert: nachmittags um vier im ehemaligen Jagdgebiet der Fürsten von Leinigen beim kleinen Ort Würzberg (wo Sie den Wegweiser "Wildschweinfütterung" sehen). Sie können auch selbst füttern. Futter gibt es am Eingang.

KeilerDie vielerorts übliche Wildfütterung der Rehe und Hirsche hat durchaus ihren Sinn. Vor allem das Rotwild, das den Sommer über in den dichten Wäldern der höheren Lagen der Mittelgebirge und des Alpenvorlands reichlich Nahrung findet, wanderte früher alljährlich beim Einbruch der Schneefälle hinab in die Täler, zu natürlichen Futterplätzen an Flussauen und Wiesen. In Bayern war beispielsweise das Land entlang den Flüssen Iller, Lech, Isar und Inn ein bevorzugtes Überwinterungsgebiet für die Rothirsche. Auch in den Mittelgebirgen Harz, Schwarzwald, Bayerischer Wald und Fichtelgebirge wanderte das Wild im Winter durch die waldigen Niederungen entlang den Flüssen - oft 40 oder 60 Kilometer weit. Diese einstigen Refugien sind heute kaum noch vorhanden. Wälder in den niedrigeren Lagen wurden gerodet und für den Menschen nutzbar gemacht, Flussufer wurden begradigt, Wiesen zu Ackerland gemacht oder bebaut. Für die Wildtiere blieben nicht genügend Ausweichmöglichkeiten. In ihrer Not schälten sie die Rinde von den Bäumen und fraßen im zeitigen Frühjahr, bevor noch das Gras und die Kräuter wuchsen, die ersten Knospen und jungen Triebe der Bäumchen ab, so dass die dieserart geschädigten Pflanzen kaum noch eine Chance zum Aufwachsen hatten.

So stellt man nun an bestimmten Plätzen Futterkrippen auf, wo die Tiere den ganzen Winter über ausreichend versorgt werden. Ein Nachteil dieser Fütterung ist, dass es den Tieren ein wenig zu gut geht - die natürliche Auslese funktioniert nicht mehr richtig. Außerdem werden die gut gefütterten Tiere früher geschlechtsreif; so nimmt vor allem die Zahl der Hirsche stark zu.

Eine Variante der Wildfütterung sind die Wintergatter: große umzäunte Flächen von 20 bis 40 Hektar. Die Gatter liegen an den Wegen, die von den Tieren traditionell eingeschlagen werden, wenn sie im Winter von den Bergen ins Tal kommen. Sind die Tiere im Gatter, so wird es geschlossen. Die Tiere werden ausreichend gefüttert und erst wieder in die freie Wildbahn entlassen, wenn in den höheren Lagen genügend Nahrung vorhanden ist.

Winterfütterung
Das Rudel Rotwild lässt sich an der Futterstelle nicht stören. Die Tiere gewöhnen sich vielerorts so an die Menschen, dass man sie aus gebührender Entfernung gut beobachten kann.
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