Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Frühe Holzberufe

Frühe Holzberufe - Eibenhauer, Flößer und auch Pecheler galten viel

Kapitel in: Frühe Holzberufe

Eibenhauer, Flößer und auch Pecheler galten viel

Tischlerwerkstatt  im Jahre 1590
Tischlerwerkstatt im Jahre 1590. Offenbar handelt es sich um besonders gesuchte Handwerker: im kleinen Verkaufsraum links neben der Werkstatt drängen sich die vornehmen Kunden.

Was zum Bauen nicht taugte, nahm man als Brennholz. Die offenen Kamine, die Küchenherde und Öfen brauchten riesige Mengen. Noch Anfang des 16. Jahrhunderts verwünschte der Humanist Erasmus von Rotterdam die deutschen Kachelöfen, die man tagaus, tagein zu schüren pflegte - durchs ganze Jahr. Holzhändler gab es vermutlich seit dem 10. oder 11. Jahrhundert. Deren Gewerbe war zunächst - angesichts der Schwere ihrer Ware, auch angesichts des grauenhaften Zustands der wenigen Straßen - ungemein schwierig; bis man darauf verfiel, den Wasserweg zu benutzen. Zwar gab es Flöße schon zur Römerzeit, doch erst vom 13. Jahrhundert an wurde - speziell auf Rhein, Mosel und Lahn - die Möglichkeit des binnenländischen Lastentransports auf dem Wasser systematisch genutzt. Bald galten die Flößer, die sich zunächst aus dem Stand der einfachen Holzknechte rekrutierten, weit mehr als diese. Nur die Eibenhauer galten noch mehr. Die zähe, langsam wachsende Eibe, ein Baum, der bis ins 16. Jahrhundert sehr geschätzt wurde, lieferte das beste Holz für Schießbogen und Armbrüste. Ein Eibenwald war so viel wert wie in späteren Epochen eine Kanonengießerei. Versteht sich, dass nur die geschicktesten Holzhauer jene schon damals raren Bäume schlagen durften. Auch die Harzer oder Pecheler hatten einen sehr geachteten Beruf. Ihr Geschäft, das schlicht gesagt darin bestand, Nadelbäumen - vor allem Kiefern - das Harz abzuzapfen, florierte - letztmals sogar noch zur Zeit des Ersten Weltkriegs. Das Abzapfen selber geht so: Man schneidet dem Baum in seine Rinde mehrere Rillen, V-förmige Winkel, tief bis ins Holz. Aus den Wunden tropft dann - über ein eingetriebenes Hölzchen oder ein Blechstück - das Harz ganz langsam in einen darunter angebrachten Tiegel. Wie genau, das sehen Sie hier.

Schon in der Antike hatten Griechen und Römer Pinienharz zur Desinfektion benutzt, auch nahmen sie es zur Konservierung - beispielsweise von Wein - und als Dichtungsmittel beim Schiffbau. Die Deutschen nutzten das Harz nun zum »Verpichen« von Haushaltsgeräten und Dächern. Terpentinöl und Kolophonium, die beiden Hauptprodukte aus Harz, erfreuen sich sogar noch heute großer Wertschätzung. Terpentinöl liefert den Grundstoff für Farben und Lacke, Holz- und Lederpflegemittel. Das Kolophonium, das vor allem die Geigenspieler kennen, weil sie damit ihren Bogen einreiben, ist auch bei der Herstellung von Seife und Firnis, von Druckerschwärze und Schusterpech nützlich. Die Anzahl der Harzer oder Pecheler, die in einem Wald arbeiten durften, war stets bewußt klein bemessen - damit die Bäume nicht allzusehr litten. In der Markgrafschaft Baden wurde das Harzen 1769 sogar gänzlich verboten, weil zu viele Bäume abgestorben waren. Dass der Beruf in großem Ansehen stand, beweist die österreichische Stadt Pechlarn an der Donau, aus welcher auch Rüdiger von Bechelaren stammte, ein wackerer Held des Nibelungenlieds. Beide nämlich, Pechlarn wie Bechelaren, schreiben sich von den Pechelern her.

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