Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Eifel

Kapitel in: Eifel

Beiderseits der Ahr

Weingärten am Hang, Wald auf den Höhen Ahr

»Wer an der Ahr war und weiß, er war an der Ahr, der war gar nicht an der Ahr.« Besser lässt sich die Wirkung des etwas heimtückischen Ahr-Burgunders kaum umschreiben.

Dass der gewundene kleine Nebenfluss des Rheins nicht nur von Rebenhängen, sondern auch von schönen Waldbergen begleitet wird, ist weniger bekannt. Die Höhenzüge erheben sich teilweise fast 500 Meter über das Tal und gehen schließlich unvermittelt in die Vulkaneifel über.

Den vulkanischen Kräften im Erdinnern verdankt das Ahrtal seine Heilquellen. Am Ostrand von Bad Neuenahr, wo die Autobahn das Tal überquert, treibt die Kohlensäure das Apollinariswasser empor. Gleich in der Nähe erhebt sich auch die Landskrone, an ihrer Kegelform erkennbar als erloschener Vulkan. Die Landskrone lässt sich am besten vom Neuenahrer Stadtteil Heppingen aus besteigen - ein Berg, unten mit Reben, oben mit etwas verwildertem Bauernwald bestanden, dessen Gipfel von den überwachsenen Ruinen einer ehemaligen Feste eingenommen wird. Der Basalt dieses Kegels enthält reichlich Magneteisen, was an einigen Stellen jeden Kompass durcheinanderbringt. Von droben haben Sie den schönsten Blick über das untere Ahrtal, die sogenannte »Goldene Meile«.

In Bad Neuenahr lohnt sich ein Bummel durch den Kurpark mit seinen seltenen alten Bäumen. Dabei wird man sich auch den brodelnden »Großen Sprudel« ansehen, einen bemerkenswerten Geysir, den die Kurverwaltung freilich nur sonntags etwa eine Stunde lang ungebremst sprudeln lässt; dann gischtet er in Intervallen 20 bis 25 Meter hoch - sein rhythmisches Pulsen demonstriert gewissermaßen den Herzschlag von Mutter Erde.

Während Bad Neuenahr erst im Jahr 1951 zur Stadt erklärt worden ist, lässt die Geschichte des Nachbarortes Ahrweiler sich zurückverfolgen auf keltische und römische Zeiten. Durch die Altstadt, die von einer guterhaltenen mittelalterlichen Stadtmauer mit Toren und Türmen umgürtet wird, wandert man am besten zu Fuß, zumal ein großer Teil für Autos ohnehin gesperrt ist. Die Pfarrkirche am Markt stammt, wie auch die Stadtmauer, aus dem 13. Jahrhundert. Beachtenswert, sowohl außen wie innen: die Reste gotischer Bemalung.

Der waldige Bergrücken, der das Ahrtal im Süden begleitet, lässt sich sowohl von Ahrweiler wie von Walporzheim aus besteigen. Beim »Häuschen«, einem Aussichtspunkt in 507 Metern Höhe, stoßen Sie auf den (mit einem Winkel markierten) Eifelvereinsweg Nr. 11 und wandern dann in westlicher Richtung über den Gebirgskamm durch schönen Mischwald bis zum Steinerberg (531 m). Von dort geht es über Schröck und Hornberg, zwei die Baumkronen überragende Felsen hinunter nach Altenahr. In der Nähe des Steinerbergs kommen Sie an einem der selten gewordenen Wacholdergebiete der Eifel vorbei.

Ein augenfälliger Kontrast zu dieser wohlbeschatteten Route: der Rotweinwanderweg auf der anderen, der sonnigen Seite des Ahrtals. Er beginnt in Lohrsdorf am Fuß der Landskrone und führt gut 20 Kilometer durch Wald und Rebengelände, von einer berühmten Weinlage zur anderen - ebenfalls bis nach Altenahr. Unterwegs kann man jederzeit ins Tal absteigen, wenn man müde ist - oder den Wein verkosten in einer gemütlichen Kneipe oder in den Kellern eines Winzervereins.

Kurz vor Altenahr passiert der Rotweinwanderweg die Ruinen der Burg Are - trutzige Turm- und Mauerreste aus romanischer und gotischer Zeit; auch eine doppelgeschossige Burgkapelle gehört dazu. Wo einst Ritter und Edelfrauen Feste feierten, sprießen heute Mauerraute und Efeu aus den Ritzen. Der letzte Graf von Are soll, als alle seine Mannen bei der Verteidigung der Feste den Tod gefunden hatten, samt seinem Roß zuletzt sich den Felsen hinabgestürzt haben ...

In dieser Landschaft wuchsen seit je auch die Mären und Sagen. Zum Beispiel das eigentümliche Loch im Schiefergefels, das man von der Burg aus drüben auf der anderen Talseite sehen kann - das, heißt es, hat der Teufel hinterlassen. Als er nämlich wieder mal auf Seelenfang im Ahrtal unterwegs war, hatte er sich zur Abwechslung als frommer Eremit verkleidet. Er hauste in einer Höhle oberhalb von Altenahr, trieb sich aber meist in Kneipen herum, wobei er dermaßen viel von dem guten Roten trank, dass er darüber Hölle und Seelenfang vergaß. Als ihn schließlich seine Großmutter aufstöberte, suchte er fluchtartig unter Donnergetöse das Weite - dabei riss er das kreisrunde Loch in den Felsen. Seitdem ward der Teufel im Ahrtal nimmer gesehen.

Von Altenahr schaukelt ein Sesselbähnchen hinauf auf den Übisberg; von dort lässt sich's prachtvoll hinunterschauen in das von senkrechten Schieferfelsen eingeschlossene Ahrtal. Wer die Einsamkeit liebt, dem sei das Langfigtal empfohlen, ein reines Naturschutzgebiet. Der Weg beginnt am Eingang des knapp 100 Meter langen Straßentunnels auf der linken Flussseite und endet nach einer Stunde akkurat am anderen Ende des Tunnels.

Von Kreuzberg führt dort, wo die Rebenbebauung aufhört, eine besonders schöne Straße am Sahrbach entlang ins Ahrgebirge. Kurz hinter Effelsberg erhebt sich zur Linken die Basaltkuppe des Michelsbergs, mit 588 Metern der höchste Punkt des Ahrgebirges - einst führte über seine Kuppe die Römerstraße von Trier nach Bonn; mag sein, dass in noch älterer Zeit hier auch ein germanisches Heiligtum stand. Heute prunkt dort eine dem heiligen Michael geweihte Wallfahrtskirche aus dem 16. Jahrhundert.

Vom Aussichtspunkt nebenan sieht man bei klarem Wetter über weite Teile der Nordeifel, bis hinüber zum Siebengebirge und zu den Türmen des Kölner Doms. Nicht mehr die Römerstraße, sondern die Wanderstrecke Nr. 3 des Eifelvereins führt jetzt über den Berg. Die Route beginnt in Euskirchen und endet nach Überquerung der Vulkaneifel in Wittlich, nordöstlich von Trier.

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