Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Eifel

Kapitel in: Eifel

In der Nordeifel

Häuser verstecken sich hinter Hecken Nordeifel

Eifel und Hohes Venn gelten als eine der unwirtlichsten Ecken des Rheinischen Schiefergebirges. Die Wälder und Moore dort aber sind hochinteressant.

Zum Schutz gegen die rauhen Winde verstecken sich viele alte Bauernhäuser auf der Hochebene des nach Belgien hinübergreifenden Venns noch heute hinter vier, fünf Meter hohen Buchenhecken, die mindestens einmal im Jahr sorgfältig zurechtgestutzt werden, zu einer Art grüner Mauer, worein sogar Türen und Tore geschnitten werden. Die Dächer der Vennhäuser reichen an der Wetterseite bis fast auf den Boden, oft sind sie gedeckt mit wärmendem Stroh.

Im Venn findet man noch Birkenwäldchen und Moorheiden. Reine Heideflächen sind selten geworden, da diese meistens mit Nadelhölzern, vorwiegend Fichten, aufgeforstet wurden. Jenseits der Grenze (rund zehn Kilometer westlich von Monschau) gibt es noch große Moore, die man auf Knüppeldämmen erwandern kann, mit Moorbirken, Schwarzerlen, Moosen sowie nordischen Berg- und Moorpflanzen.

Die Eifel ist eines der erdgeschichtlich interessantesten Mittelgebirge Europas, »unseres Herrgotts geologischer Musterkoffer«, wie Fachleute sagen. Denn hier findet man die unterschiedlichsten Gesteinsarten beisammen - die Folge: ein höchst abwechslungsreiches Landschaftsbild, das immer neu überrascht. Das gilt für die Vulkaneifel mit ihren berühmten Maaren (den runden Seen als Erinnerung an vulkanische Zeiten), für den Deutsch-Belgischen Naturpark mit der Heckenlandschaft des Hohen Venns sowie die teils zerklüfteten, vorwiegend mit Fichten bewaldeten Hänge, die die Täler der Stauseen umgeben.

Monschau im tief eingeschnittenen Rurtal, ein hübsches, weitgehend im Rokokostil erbautes Kleinstädtchen, verdankt seinen Ruhm den hier seit dem Mittelalter ansässigen Tuchmachern. Deren Gewerbe war im 18. Jahrhundert von dem bergischen Pfarrerssohn Johann Heinrich Scheibler durch allerlei Erfindungen entscheidend vorangebracht worden. In Scheiblers sehenswertem »Roten Haus« ist heute ein Tuchmacher-Museum eingerichtet.

Wenn Sie von Monschau südwärts fahren, so gelangen Sie bald in die Ausläufer des Hohen Venns. Von dort können Sie das felsige obere Rurtal sowie das Perlenbachtal mit seinen hübschen Mischwäldern auf schönen markierten Rundwanderwegen durchstreifen.

Das Dorf Höfen liegt bereits auf der Höhe. Dort sehen Sie besonders schöne Vennhäuser sowie eine alljährlich wechselnde internationale Ausstellung von Weltruf: die »Krippana«. Das ganze Jahr hindurch werden hier Weihnachtskrippen aus aller Welt gezeigt.

In diesem Teil des Hohen Venns, der als besonders stürmisch und regenreich gilt, hat man den ursprünglichen Eichen-Buchen-Wald, der seit dem Mittelalter mehr und mehr abgeholzt und zu Brachland gemacht worden war, um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wieder aufgeforstet - hauptsächlich mit Fichten. Die konnten sich aber nicht überall halten. Nun dehnen sich zwischen Waldstücken wieder Wiesen und Weiden aus, durch Hecken geschützt und parzelliert.

In Harperscheid biegt eine Straße ab, die ins Oleftal hinunterführt. Kurz vor Hellenthal kommen Sie an einem Tierpark vorbei, worin Sie unter anderem Rotwild, Damwild und Schwarzwild, Fuchse, Luchse und Bären sowie viele Greifvögel besichtigen können.

Lässt sich ein größerer landschaftlicher Kontrast denken als der zwischen dem unwirtlichen Hohen Venn und dem lieblichen Miniaturgebirge aus Buntsandstein, an dessen Zipfeln die altertümlichen Burgstädte Nideggen und Heimbach liegen? Die Rur hat sich hier in den Boden der nach Norden sanft abfallenden Eifelhöhen eingegraben. Zwischen lichtem Buchengehölz wachsen aus dem wiesengrünen Talboden Sandsteintürme und -wände senkrecht empor: für Felskletterer ein ideales Übungsgelände. Stadt und Burg Nideggen erheben sich über diesen Felsen, bilden fast eine Einheit mit ihnen: Die mittelalterliche Festung leuchtet in rotem Sandstein, ebenso wie die Bürgerhäuser darunter.

Oberhalb von Heimbach hat man die Rur aufgestaut. So entstand, in Verbindung mit der ebenfalls gestauten Urft, ein riesiges, hufeisenförmiges Seengebiet rund um den Höhenrücken des Kermeters: Allein in der Rurtalsperre können heute bis zu 205 Millionen Kubikmeter Wasser gespeichert werden. Die Seen werden von Motorschiffen und Elektrobooten befahren; auch diverse Wassersportarten sind erlaubt. Der Kermeter ist ein Gebirgsstock mit dichtem Laubwald, Schluchten und steilen Hängen. Auf den umliegenden Höhen liegen zahlreiche Wanderparkplätze . Vor allem empfiehlt sich der am Ufer entlangführende Fußweg - wollte man freilich den See umrunden, wäre man einen Tag unterwegs. Wie wild und unwegsam das heute im Wasser des Stausees versunkene Tal früher gewesen sein muss, macht die Lektüre eines um 1910 erschienenen Eifelführers deutlich. »Das nächste Gehöft oberhalb von Heimbach ist Schwammenauel«. (Der Hof lag ungefähr dort, wo sich heute der Staudamm befindet.) »Von Schwammenauel aus unmittelbar dem Flussufer weiter aufwärts zu folgen, ist wegen der senkrecht abstürzenden Felshänge unmöglich. Auch an den gewaltigen Abhängen des Erzenreich und der Simonslei entlang ist zwischen Gestein, Gestrüpp und Wasser kaum Raum genug für den mühsamen Pfad.«

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