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Rhön und Harz

Kapitel in: Rhön und Harz

In der Bayerischen Rhön

Nachts schnurrt der Ziegenmelker Bayerische Rhön

Im Keltischen bedeutete »Rhön« so viel wie »Berg«. Die Rhön, eines der ausgeprägtesten Vulkangebirge Mitteleuropas, besteht aus Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper.

Die Schwarzen BergeWenn im Herbst Nebel die Talniederungen einhüllen, ragen oft nur noch die erloschenen, von Wind und Wasser abgetragenen Reste der Vulkane als Kuppen und Kegel aus dem grauen Meer. Hier: die Schwarzen Berge.

Einst, im Tertiär, während der Faltung der Alpen, wurden diese Schichten durch heftige Eruptionen erschüttert: Erdspalten rissen auf, flüssiges Magma drang aus der Tiefe nach oben und erstarrte als Lava. Die Kräfte des Windes und der Erosion formten daraus Basaltkuppen und -kegel, auch hochaufragende Säulen, Platten und Blöcke. Dazwischen erstrecken sich weite Wälder, ausgedehnte grüne Matten, dunkle Hochmoore: ein Landschaftsbild, wie es typisch ist für die Rhön.

Am eindrucksvollsten sieht man das im Erholungsgebiet Farnsberger See mit seinem Basaltsee und dem Steinernen Meer. Sie fahren von Riedenberg südöstlich zum bewirtschafteten Berghaus Rhön, das 700 Meter hoch im naturgeschützten Gebiet liegt. An den schönsten Stellen der Umgebung hat man Liegewiesen, Spielplätze, einen Grillplatz sowie diverse Feuerstellen angelegt. An zwei Teichen können Sie im März und im April die Krötenhochzeit verfolgen. Aber auch andere seltene und geschützte Amphibien haben Zuflucht gefunden in diesen Teichen, deren Ufer von prachtvollen Rohrkolben gesäumt sind.

Vom Parkplatz am Berghaus braucht man nicht länger als eine Viertelstunde bis zum nördlich gelegenen Basaltsee und zum Steinernen Meer. Der See, nebenbei, entstand durch einen Zufall, ein Malheur: Man begann dort 1920 mit dem Abbau von Basalt, hob tiefe Gruben aus - und eines Nachts, bei einem Gewitterregen, wurde die ganze Abbausteile überflutet. Weil der Boden undurchlässig ist, genügt Quell- und Regenwasser, um den dunklen See zu erhalten. Die Wasserwacht, die dort hin und wieder Tauchübungen macht, berichtet, dass es am Grund sehr dunkel sei, man aber zwischen den Wasserpflanzen noch Geräteteile erkennen könne sowie Räder und Stangen, die man seinerzeit für den Basaltabbau installiert hatte.

An manchen Stellen, nahe beim See, stößt man auf eine besondere Form des Basalts: den Säulenbasalt. Die dicht bei dicht stehenden Säulen sehen aus wie gewaltige Bleistifte mit acht Kanten. Dieser Basalt wurde früher von Hand gebrochen und mit der Bahn und per Schiff nach Holland gebracht. Dort findet man ihn heute noch an der Küste, verarbeitet zu Wellenbrechern und Buhnen.

Die Platzer Kuppe ist ein weiteres anschauliches Beispiel dafür, was erdgeschichtlich in der Rhön passierte. Ihre aus Basalt geformte Blockhalde am Südhang steht unter Naturschutz. Der 736 Meter hohe Berg bietet exzellente Sicht ins Land: Man kann den Kreßberg erkennen, den unter Naturschutz stehenden Lindenstumpf (der Basalt für den Autobahnbau liefern musste und dadurch die Spitze verlor), den Metternich und den Schildeckberg, überragt vom 660 Meter hohen Dreistelz.

Das Wanderwegenetz in der Bayerischen Rhön kann man, alles in allem, nur loben. Die Wege sind ausreichend mit Nummern, Bildzeichen oder Wegweisern markiert. Und man bemüht sich, den Waldtourismus, indem man ihm abgesteckte Erholungsgebiete zuweist, an bestimmten Stellen zu konzentrieren - auf dass die zahlreichen Laub- und Mischwälder ihre Ruhe behalten.

SilberdistelAuf trockenen, heideartigen Böden wächst die Silberdistel, das Zeichen der Rhön.

Die Folge: vor allem in den Mischwäldern haben sich größere Bestände von Adler- und Wurmfarn erhalten. Auch Speisepilze gibt es noch in großer Artenvielfalt, und Heidelbeer-, Brombeer- und Himbeerbüsche bedecken sehr große Flächen. Auch selten gewordene Pflanzen kommen hier vor, zum Beispiel die Zweiblättrige Meerzwiebel, die Grüne und die Stinkende Nieswurz, die Küchenschelle, die Silberdistel (das Zeichen der Rhön), der Aronstab, die Trollblume, der Frauenschuh und viele andere geschützte Pflanzen.

Ähnlich wie in den übrigen deutschen Mittelgebirgen kommen auch in der Rhön noch viele Tierarten vor, mancherorts sogar Hasel-, Birk- und Auerhühner. Nachts hört man hie und da auch noch den Ziegenmelker schnurren; ebenso wie der Rauhfußkauz liebt er das Dunkel. Im offenen Gelände ist der Stieglitz recht häufig anzutreffen.

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