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Früchte und Heilkräuter

Kapitel in: Früchte und Heilkräuter

Die Dosis ist entscheidend wichtig

TollkirscheDie Früchte der Tollkirsche - sie erinnern entfernt an schwarze Kirschen - enthalten Atropin, das in höherer Dosierung stark giftig ist.

Die Wirksamkeit einer Droge - wie der Pharmazeut das getrocknete pflanzliche (oder auch tierische) Ausgangsmaterial bezeichnet - hängt meist von mehreren Substanzen ab. Diese organischen Wirkstoffe gehören verschiedenen Stoffgruppen an. Häufig sind es Alkaloide (kompliziert gebaute stickstoffhaltige Verbindungen), die in den Nachtschattengewächsen, etwa der Tollkirsche, oder in den Hahnenfußgewächsen, etwa der Nieswurz, und in den Mohngewächsen enthalten sind; oft wirken sie schon in geringer Dosis giftig. Wichtig sind ferner Glykoside (Verbindungen, an denen Zucker beteiligt ist): Mehr als 100 herzwirksame Glykoside hat man bisher bereits aus Pflanzen isoliert. Ätherische Öle finden sich besonders bei den Lippenblütlern, Doldenblütlern und Kieferngewächsen; sie sind leicht flüchtig und riechen oft sehr intensiv (unter anderem erzeugen sie den Duft der Pfefferminze sowie der Kiefernnadeln); sie werden vorwiegend als Hustenmittel oder zu Einreibungen bei rheumatischen Erkrankungen und Nervenschmerzen verwendet. Früchte und Heilkräuter

Die in Pflanzen häufig enthaltenen Gerbstoffe, die seit alters zur Aufbereitung von Leder aus tierischer Haut dienen, werden ebenfalls medizinisch genutzt; sie helfen dank ihrer zusammenziehenden Wirkung bei kleineren Blutungen, auch bei Durchfall, bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie bei Magen- und Darmkatarrh. Gerbstoffe kommen reichlich in bestimmten Rinden vor, zum Beispiel in der Eichenrinde, aber auch in Früchten und Blättern.

Viele Heilpflanzen können wir uns als Hausmittel selbst verschaffen - vorausgesetzt natürlich, dass man die Pflanzen und deren wirksame Teile, den Anwendungszweck und die Anwendungsart überhaupt kennt. Die Pflanzen müssen je nachdem äußerlich oder innerlich, frisch oder getrocknet, als Extrakt oder als Aufguss, als Saft oder als Sirup verwendet werden. In einem Fall werden Wurzeln, im anderen Blätter oder Früchte gebraucht. Zu allermeist ist die Dosis entscheidend wichtig. Heilkraft und Giftwirkung liegen nahe beieinander- zwei Seiten einer Medaille. Nichts ist ungiftig; allein die Dosis bestimmt die Giftwirkung - das ist ein alter pharmazeutischer Grundsatz. Die herzwirksamen Inhaltsstoffe des Maiglöckchens sind, richtig dosiert, ein wertvolles Heilmittel in der Medizin; doch schon das versehentlich getrunkene Wasser aus einer Vase voll Maiglöckchen kann einen Menschen töten.

Auch die arzneilich genutzten Wirkstoffe des Roten Fingerhuts, die bei Herzinsuffizienz eingesetzt werden, wirken bereits bei geringer Überdosierung äußerst gefährlich.

Besonders hochgeschätzt sind, wie man aus der Medizingeschichte weiß, die Alkaloide der Tollkirsche. Belladonna (»Schöne Frau«), wie man die Tollkirschendroge nennt, war in der Damenwelt seit je beliebt - denn wer sie verwandte, dem brachte sie Glanz und Feuer ins Auge, bei stark erweiterten Pupillen. Indessen führt schon der Genuss einiger weniger Beeren zu Erregungszuständen, Krämpfen, zu Schwindelanfällen und zu akutem Erblinden - bis dann, nach drei bis fünfzehn Stunden, der Tod eintritt.

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