Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Wälder der Erde

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Die sommergrünen Laubwälder

Auf der nördlichen Erdhalbkugel dominieren die sommergrünen Laubwälder in jenen gemäßigten Breiten, wo weder die Sommer zu heiß und zu trocken noch die Winter zu kalt sind. Diese Wälder sind im Winter kahl. Der herbstliche Blattfall ist gleichsam eine Notwehrmaßnahme der Bäume, denn über die Blätter würde Wasser verdunstet, das sie wegen des gefrorenen Bodens und der als Schnee fallenden Niederschläge nicht ersetzen können. Sommergrüne Laubwälder bedecken weite Teile West-, Mittel- und Osteuropas, Ostasiens und den Ostteil Nordamerikas. Wald

Buchenwald im Frühling: das Fallaub des letzten Herbstes bedeckt den Waldboden - noch zeigt sich dort kaum Vegetation.

Die Baumarten dieser Wälder sehen von Erdteil zu Erdteil verschieden aus, sind aber in den meisten Fällen nahe verwandt. Erstaunlicherweise ist ihre Zahl in Europa wesentlich niedriger als in Ostasien und Nordamerika: Dort sind 15- bis 20 mal so viele Arten von Laubbäumen heimisch wie in Europa - eine Ungleichheit, die mit dem Verlauf der Gebirge in den einzelnen Kontinenten zusammenhängt. In Nordamerika und Asien verlaufen die großen Gebirge von Nord nach Süd; sie gestatteten der Baumflora daher, als die Eiszeitgletscher vorstießen, nach Süden auszuweichen in nicht vereiste Landschaften und später, nach den Eiszeiten, zurückzuwandern nach Norden. In Europa dagegen ziehen die großen Gebirge barrierebildend von West nach Ost; am Fuß dieser Gebirge, die in den Eiszeiten ebenfalls vergletschert waren, mussten die meisten Baumarten, die vor dem Eis und der Kälte bis hierher südwärts zurückgewichen waren, zugrunde gehen. Daher gab es in Europa in der nach den Eiszeiten einsetzenden wärmeren Klimaperiode für eine Wiederbesiedlung nur noch wenige Baumarten.

Seit mehr als 200 Jahren versucht die Forstwirtschaft, diese natürlich entstandene Artenarmut in Europas sommergrünen Laubwäldern auszugleichen, indem sie nordamerikanische und ostasiatische Arten bei uns heimisch macht. Das ist meist problemlos gelungen - so bei der Nördlichen Roteiche und der Robinie aus Nordamerika. Erstaunlich? Kaum: Schließlich handelt es sich meist um nahe Verwandte jener Bäume, die vor den Eiszeiten in Europa heimisch waren. Die Lebensansprüche sind ohnehin sehr ähnlich.

Der sommergrüne Laubwald steht im allgemeinen auf guten, nährstoffreichen Böden. Das hat der siedelnde Mensch frühzeitig erkannt, und durch Waldrodungen hat er sich ertragreiches Acker- und Weideland zu verschaffen gewusst. Die dadurch intensivierte Landwirtschaft führte zur Entstehung der Hochkulturen und -Zivilisationen im Gebiet der sommergrünen Laubwälder. Dabei ging natürlich deren Anteil an der gesamten Bodenfläche mehr und mehr zurück; zugleich verschob sich das Verhältnis des Laubwaldes zu den anderen Waldtypen. Wenn heute in Mitteleuropa 30 Prozent der Gesamtfläche bewaldet sind, so haben die sommergrünen Laubwälder daran den kleinsten Anteil: Überwiegend bestehen unsere Wälder aus Nadelholzforsten, die eigens für die Holzerzeugung angelegt werden, sowie aus Gebirgsnadelwäldern.

Von den einheimischen sommergrünen Laubwäldern sind die Buchenwälder am bekanntesten; sie stellen den Hauptanteil. Ebenfalls bekannt und verbreitet sind Eichen-Hainbuchenwälder. Der Ahorn-Eschenwald der Bergschluchten ist selten geworden, ebenso der Eichen-Ulmenwald in Flussauen. Auch Bruchwälder aus Schwarzerlen sind kaum anzutreffen. Sie finden sich nur noch in vereinzelten Feuchtgebieten.

In Nordamerika überwiegen in den nördlichen sommergrünen Laubwäldern die Großblättrige Buche und der Zuckerahorn. Im Südosten herrschen Weißeichen in mehreren Arten vor. Weiter westlich dominiert die Gruppe der Roteichen wie die Nördliche Roteiche, der sich der Hickorybaum und noch einige weitere Bäume aus seiner Verwandtschaft anschließen.

Die sommergrünen Laubwälder Ostasiens sind sehr artenreich - Eichen, Buchen und Birken gesellen sich meist bunt durcheinander.

Waldlandschaft am Lottersee
Eine gesunde Waldlandschaft am Lottersee in Tirol.

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