Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Wälder in Mitteleuropa

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Wie der Wald verändert wurde

Das Klima in Mitteleuropa begünstigt die sommergrünen Laubbäume. Nur in den Gebirgen und in ausgeprägt kontinentalen Klimagebieten wie im Nordosten waren Nadelbäume ursprünglich stärker vertreten. Dass heute bei uns die Nadelbäume so weit verbreitet sind, ist eine Folge der planmäßigen Forstwirtschaft: Sie wurden angepflanzt, weil Koniferen schnelleren Zuwachs bringen als Laubbäume. Wie der Wald verändert wurde

Huzenbacher SeeDer Huzenbacher See im Nordschwarzwald liegt inmitten von Nadelwald.

Ein großer Teil der Laubwälder Mitteleuropas wird von der Buche beherrscht. Diese Buchen- und Buchenmischwälder sind weit verbreitet, lediglich nasse, ausgesprochen trockene und sehr saure Böden sowie kalte Lagen werden gemieden. Buchenhochwälder mit ihren schlanken, hellgrauen Stammsäulen und dem dichtbelaubten Blätterdach, die in ihrer Weiträumigkeit an halbdunkle Hallen erinnern, entfalten ihren größten Reiz im Frühling, wenn sie sich in zartes, lichtdurchflutetes Maigrün kleiden; und dann wieder im Herbst, wenn sich ihr Laub goldgelb verfärbt.

In mittleren Berglagen tritt die Tanne hinzu - ein Baum mit ähnlichen Ansprüchen wie die Buche. Solche Buchen-Tannenwälder, mitunter auch reine Tannenwälder, finden wir fast ausschließlich im Schwarzwald, im Böhmerwald und in den Schweizer Alpen.

Alte Tannenwälder, deren Atmosphäre Wilhelm Hauff in seiner Erzählung »Das kalte Herz« trefflich beschrieben hat, gehören mit ihren mächtigen Stämmen zum Hoheitsvollsten, was uns in den mitteleuropäischen Waldgebieten begegnen kann. Nur an wenigen Orten - so bei Kälberbronn im Nordschwarzwald, bei Gersbach im Südschwarzwald und bei Zwiesel im Bayerischen Wald - sind noch Bestände mit Tannenriesen von 50 Metern Höhe erhalten, wie sie einst für Segelschiffmasten gebraucht wurden. Im Frühjahr bieten Buchen-Tannenwälder einen eigenartigen Anblick: maigrünes Laub und tiefdunkles Nadelkleid laufen gescheckt ineinander. Reine Tannenwälder wirken aus der Entfernung sehr dunkel, dunkler noch als Fichtenwälder. Von ihnen hat der Schwarzwald seinen Namen.

Buchen- wie Tannenwälder kommen über den verschiedensten Muttergesteinen vor, auf kalkreichem ebenso wie auf kalkfreiem Untergrund. Das Ausgangsgestein - wieweit es sauer oder basisch ist - und die Feuchtigkeitsverhältnisse machen sich aber in der Zusammensetzung des Unterwuchses bemerkbar. Die Buchenwälder auf Kalkboden, wie sie beispielsweise auf der Schwäbischen Alb, der Fränkischen Alb und im Schweizer Jura verbreitet sind, beeindrucken durch ihren Pflanzenreichtum. Leberblümchen, Frühlings-Platterbse, Lungenkraut, Aronstab, Haselwurz, Goldnessel, Einbeere, Weißwurz, Türkenbund und Orchideen, Seidelbast, Schneeball und viele andere beleben mit ihren Blüten die Kraut- und Strauchschicht. In den Buchenwäldern auf sauren Böden - über Granit, bestimmten Gneisen und quarzreichen Sandsteinen - sucht man eine solche Vielfalt dagegen vergeblich. Bei ausreichendem Nährstoffgehalt sorgen dort Buschwindröschen und Waldmeister für Farbflecke.

Bisweilen mischen sich Stiel- und Traubeneiche in die Buchenbestände. Solche Wälder sind zwar arm an Blütenpflanzen, aber reich an Pilzen. Die alten, artenarmen Buchen- und Eichen-Buchenwälder auf sauren Böden hat man heutzutage vielfach umgewandelt in Fichtenforste.

Wälder mit stärkerem Anteil an Eichen finden wir auf feuchten bis nassen, grundwasserbeeinflussten Böden und an verhältnismäßig kalten, spätfrostgefährdeten Orten. Eichen sind in Norddeutschland häufiger vertreten. Ohne dirigierenden Eingriff des Menschen wären reine Eichenwälder allerdings selten; denn im lichten Eichenbestand kommen unter natürlichen Bedingungen andere Laubbäume gut auf: die Zitterpappel, die Birke und vor allem die Hainbuche.

Eichen-Hainbuchenwälder sind - neben den Buchenwäldern - unsere häufigsten Laubwälder. Sie gedeihen besonders auf feuchten bis nassen Böden. Wegen der Waldweide wurden Eichen-Hainbuchenwälder früher begünstigt - denn die Schweine mögen Eicheln sehr. Buchenwälder dagegen zurückgedrängt. Weil Eichen-Hainbuchenwälder wegen ihres unregelmäßigen Kronendachs mehr Licht auf den Boden fallen lassen als Buchenwälder, sind sie Strauch- und krautreicher. Wir finden darin Scharbockskraut, Buschwindröschen, Hohe Schlüsselblume, Veilchen, Erdbeerfingerkraut, Sternmiere, Erdbeere, Goldnessel; an trockenen Standorten wachsen auch Waldlabkraut und Maiglöckchen.

Höhere Gebirgslagen und kontinentales Klima vertragen Nadelwälder besser als die Laubwälder. Ein solches Klima ist charakterisiert durch einen kalten und langen Winter, Spätfrostgefahr im Frühjahr, einen relativ warmen, aber kurzen Sommer - also durch eine kurze Vegetationszeit. Spätfröste lassen die frisch ausgetriebenen Blätter und Blüten der Laubgehölze erfrieren, die Knospen nehmen im kalten Winter Schaden. Doch für Nadelhölzer sind die Bedingungen verhältnismäßig gut, auch auf sauren Böden. Fichte, Tanne und Waldkiefer gedeihen vor allem auf feuchten, die Waldkiefer auch auf trockenen Böden.

Die Fichte mit ihren geraden, schlanken, rotbraunen Stämmen ist heute der für die Forstwirtschaft wichtigste Waldbaum. Durch das Kronendach der dunklen Wipfel von Fichten- und Fichten-Tannenwäldern dringt kaum ein Sonnenstrahl bis zum Boden: das Licht ist immer gedämpft. Ursprünglich existierten Fichtenwälder nur in den höheren Lagen der Alpen, der Karpaten und einiger östlicher Mittelgebirge, wie im Fichtelgebirge, Erzgebirge und Böhmerwald. In niederen Lagen kamen Fichten nur an Sonderstandorten auf - an Moorrändern, Felsrippen oder besonders kalten Orten. Weiter im Westen, so im Schwarzwald, spielte die Fichte damals fast keine Rolle.

Die Fichte kann auf recht verschiedenen Böden mit unterschiedlicher Krautvegetation gepflanzt werden. Doch entstehen dann in diesen Fichtenbeständen allmählich durch die neue Humusauflage von schwer zersetzbarer Nadelstreu einheitlichere Bedingungen, welche die typischen Fichtenwaldbegleiter erscheinen lassen: die Moose und Farne, aber auch Heidelbeere, Sauerklee, Waldschachtelhalm und Bärlapp.

Kiefernwälder wachsen auf sehr unterschiedlichen Standorten - auf nassen, trockenen, sauren oder kalkreichen Böden. Entsprechend verschieden ist der Unterwuchs und der Charakter dieser Wälder. Ausgedehnte Kiefernwälder erstrecken sich vor allem auf nährstoffarmen Sandböden im nordöstlichen Mitteleuropa, beispielsweise in der Mark Brandenburg. Nächst der Fichte ist die Kiefer von der Forstwirtschaft bisher am stärksten gefördert worden.

Einige Sonderformen des Waldes - Auwälder, Bruchwälder, Schlucht- oder Hangwälder- sind an ganz bestimmte Geländeformen und örtliche Gegebenheiten gebunden.

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