Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Waldgesetze

Kapitel in: Waldgesetze

Wälder leiden unter unachtsamen Besuchern

Inzwischen gibt es zwar keine neue bundesweite Untersuchung, aber lokale Ermittlungen, welche Finsteres befürchten lassen. So hat die Landwirtschaftskammer in Hannover durch Umfragen festgestellt, dass die Wälder mancherorts unter ihren Besuchern schon regelrecht leiden - vor allem natürlich in dichtbesiedelten Gebieten. Und nicht nur von Unachtsamkeit - wie vom Niedertrampeln junger Pflanzen - ist im Bericht der Landwirtschaftskammer die Rede, sondern auch von Mutwillen: da wird die Rinde von Bäumen geschnitten; da werden Ruhebänke zerstört, schwächere Bäume, die sich leicht transportieren lassen, klammheimlich abgeholzt, Weihnachtsbäume gestohlen, Hochsitze zerstört - die Liste ist lang.

Freizeit im Wald

Dazu kommt der sorglose Umgang mit den Abfällen - von den Tüten und Dosen, die der sonst so brave Wandersmann einfach wegwirft, bis hin zu Matratzen und Autoreifen, die man heimlich im Wald ablädt. Oder der allzu leichtsinnige Umgang mit brennenden Zigaretten und Feuer.

Feuer im Wald

Ein weiteres Leidwesen ist, dass die Waldtiere zunehmend beunruhigt werden. Die Zeit der stillen Wanderer ist im Umkreis von Ballungsgebieten ganz augenscheinlich vorbei; in vielen Wäldern sind den ganzen Tag hindurch lautstarke Spaziergänger und keuchende Jogger unterwegs, oft auch abseits der Wege. Rehe und Hirsche kommen tagsüber nicht mehr zum Äsen, weil sie sich aus den Einständen, in denen sie sich verborgen halten, nicht heraustrauen. Ihnen bleibt nur die Nacht, um draußen zu fressen; aus Hunger machen sie sich zur Tageszeit über junge Pflanzen in Forstkulturen her. Die zunehmenden Verbissschaden in diesen Kulturen gehen auch auf Störungen des Wilds (neben gebietsweise zu hoher Wilddichte) zurück.

So diskutieren inzwischen Forstleute, Natur-und Landschaftsschützer, ob man das allgemeine Betretungsrecht der Wälder nicht doch einschränken sollte. Umfragen haben ergeben, dass 70 Prozent der Waldbesucher damit einverstanden wären. Beispielsweise wird erwogen, neben den Forstkulturen auch das Betreten aller Dickungen zu verbieten; die nämlich sind für den Schutz der Tiere nicht minder wichtig als für viele wildwachsende Pflanzen. (Dickungen nennt man Schonungen mit relativ jungen Bäumen, die etwa acht Meter hoch sind, sich mit den Kronen berühren und so eng stehen, dass sie schwer begehbar sind und keinen Durchblick gestatten.) Diese dichten Partien, die sich großenteils ohne menschliches Zutun entwickeln, geben Wildtieren guten Schutz. In Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein ist das Betreten von Dickungen bereits verboten.

Im Gespräch ist auch, ob man in den Wäldern verschiedenes Wegerecht schaffen soll. Waldsträßchen und andere gekennzeichnete Wege, auch Sport- und Lehrpfade, dürften dann zu allen Zeiten begangen werden, während der restliche Wald von der Abend- bis zur Morgendämmerung gesperrt bliebe. Denn wildlebende Tiere sollen gerade in diesen Dämmerungsstunden möglichst ungestört sein.

Solche Überlegungen richten sich vor allem gegen die Jogger und Waldläufer, die mit Vorliebe früh am Morgen und dann wieder am Abend unterwegs sind. Sie suchen sich gern kleine Waldwege aus, die besonders abwechslungsreich und romantisch sind. So verständlich dies ist und so wenig jemand etwas gegen Jogger hat - ihre ständig zunehmende Zahl verstört die Tiere, deren Heimat der Wald ist.

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