Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Wandern

Kapitel in: Wandern

Der Umschwung im Wintersport

Die Geschichte des Skilaufs hat zumindest in unseren Breiten von Anfang an auch eine ganze Menge mit dem Wald zu tun gehabt. Was ursprünglich bloß ein Hilfsmittel zur Fortbewegung war - erst Schneereifen, dann lange hölzerne Bretter -, das avancierte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dank einiger Ski-Enthusiasten zum Hauptgerät des Wintersports. Freizeit im Wald

Als das Wandern in Mode kam, war der Schritt zum Ski-Wandern nicht weit. Im Schwarzwald wie im Bayerischen Wald, im Harz wie im Riesengebirge wollten die Wanderer auf ihr neugewonnenes Vergnügen auch im Winter nicht verzichten. Eigens dafür wurde der Tourenski entwickelt. Mit dem kamen die Leute an den Hügeln der Mittelgebirge ebenso zurecht wie auf den Hochflächen und in den Tälern, beim Aufstieg wie bei der Abfahrt.

Der große Umschwung im Wintersport wurde mit dem Bau der Aufstiegshilfen, der Gondeln und Lifte, erzielt. Jetzt begann die Erschließung alpiner Regionen - die Vermarktung der Berge. In vielen Bergwäldern wurde nun rücksichtslos drauflosprojektiert, um Schneisen für Lifte und breite Abfahrtspisten zu schaffen. Erst spät konnte dem Raubbau Einhalt geboten werden. Freilich: wer hätte auch ahnen können, dass der alpine Skisport sich zu einer Massenbewegung entwickelte, die alle Grenzen sprengte? Dass nur noch der Berg wichtig war, der Steilhang hoch überm Tal? Ja, dass selbst viele neue Unterkünfte die Hänge emporkletterten, weil der Schneeteppich in der Ebene offenbar niemanden mehr interessierte?

Das änderte sich erst, als die Zahl der Lifte und der Pisten zwar immer größer, die Warteschlangen aber dennoch immer länger wurden - sehr zum Verdruss der Individualisten, besonders derer mit wenig Geduld. Die sahen sich nun nach neuen Betätigungsfeldern um: Entweder sie entdeckten erneut den Reiz der Gipfelregionen und des Schwingens im Tiefschnee mit entsprechender Ausrüstung - oder sie erinnerten sich der Chance des Gleitens in der einsamen Ebene.

Inzwischen hat der Skilanglauf sich allenthalben durchgesetzt. Jeder Urlaubsort, der auf sich hält, wirbt mit der Länge seiner Loipen. Und da viele dieser Ortschaften - besonders in den Mittelgebirgen - im oder nahe am Wald liegen, gibt es beim winterlichen Waldspaziergang auf Brettln kaum Probleme. Weite Anfahrtswege - wie zu den alpinen Skigebieten - sind unnötig; Drängelei auf den Loipen ist vorerst kaum zu befürchten.

»Loipeln« ist weit leichter als das Gehen durch den Schnee. Dem Skilanglauf können sich alle Altersgruppen widmen - und alle Temperamente. Da findet man aktive Sportler, schweißnaß von Stock- und Beinarbeit, zügig ausschreitende Tourengeher und behäbig vorwärtsrudelnde Spaziergänger am tiefverschneiten Waldsaum - nicht selten in der gleichen Loipe. Jede Methode, jede Geschwindigkeit hat ihren Reiz und ihre Grenzen. Ohne gegenseitige Verständigung und ohne Rücksicht geht es nicht. Da das Fahren in gespurten Loipen im Prinzip ähnlich reglementierungsbedürftig ist wie etwa der Eisenbahnverkehr auf Schienen, wurden zehn Verhaltensregeln festgelegt, die wir auf der nächsten Seite abgedruckt haben; man sollte sie gerade auch als Waldlangläufer kennen; Nichtbefolgen kann bestraft werden.

Wie weit das Vergnügen des Waldlanglaufs geht, hängt von der Schneelage, vom Schneezustand und von der Loipenpflege ab - sofern es überhaupt schon eine Loipe gibt. Wo diese angelegt und mit dem Spurgerät regelmäßig gepflegt wird, findet der schmale Ski seinen Weg fast allein. Als Langläufer kann man dann die Landschaft genießen, ohne ständig auf die Spur starren zu müssen. Die Spur »führt« den Läufer. Falls Sonne und Frost für Eis gesorgt haben, ist das Vergnügen allerdings nicht mehr so groß. Das Netz der Loipen wächst von Jahr zu Jahr. Egal, ob im Schwarzwald oder in der Eifel, im Sauerland oder im Chiemgau, im Harz oder in der Rhön, auf der Schwäbischen Alb oder im Bayerischen Wald - überall haben die Kommunen, voran die Forst- und Naturparkverwaltungen, Fernwanderskiwege angelegt und markiert, die dem Tourengeher großartige Landschaftserlebnisse vermitteln. Das Gepäck übrigens kann er sich oft von einer Unterkunft zur nächsten chauffieren lassen.

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