Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Geschlossene Gesellschaft

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Im Wald daheim

Geschlossene Gesellschaft

Viele Tiere haben ihre Heimat im Wald. Er bietet ihnen Schutz und Nahrung, ist ihre Kinderstube, ihr Vorratskeller und ihre Schlafstätte. Ohne Wald könnten sie nicht existieren - nicht der Hirsch, unser größtes Waldtier, und nicht die winzige Ameise. Säugetiere und Vögel, Reptilien und Amphibien, Insekten und viele andere Lebewesen gehören untrennbar zu dem, was wir unter Wald verstehen.

SchwarzmilanDer Schwarzmilan. Große Greifvögel stehen - wie andere große Fleischfresser auch - oben in der Nahrungspyramide.

Kein Wald ohne Tiere. Welches Getier jedoch darin lebt, hängt von den Lebensansprüchen der einzelnen Arten ab - und davon, ob der Wald diese Ansprüche erfüllen kann. Am wichtigsten, da täglich, oft auch stündlich lebensnotwendig, ist die Nahrung. Pflanzenfressende Tiere finden Futter in den Wäldern meist zur Genüge vor; allerdings sind diese Tiere oft nur auf eine oder wenige Pflanzenarten spezialisiert. Ein Wald ist daher zoologisch um so artenreicher, je vielfältiger seine Pflanzenwelt ist. Je ärmer ein Wald an Pflanzen - und mithin an Tierarten, desto zahlreicher meist der Individuenbestand dieser wenigen Arten. Von den Pflanzenfressern leben die fleischfressenden Tiere. Aber auch die machen nicht wahllos Beute, sondern bevorzugen, je nach Art, nur ganz bestimmte Beutetiere. Daher beherbergt ein Wald um so mehr Spezies von Fleischfressern, je größer die Artenzahl der dort vorkommenden Pflanzenfresser ist - und umgekehrt. Das gleiche gilt natürlich auch für jene Fleischfresser, die sich ihrerseits von Fleischfressern ernähren, deren Beutetiere Pflanzenfresser sind. Auch in diesem Fall ist die Vielfalt der Beutemacher um so größer, je mehr Beutetierarten in einem solchen Wald existieren.

Zur besseren Veranschaulichung kann man den einzelnen Gruppen Bezeichnungen aus dem menschlichen Wirtschaftsbereich geben. Die Basis bilden die Pflanzen; sie werden als Produzenten bezeichnet. Es folgen die sich von ihnen ernährenden Tiere, die Pflanzenfresser; die Konsumenten erster Ordnung. Die fleischfressenden Tiere, deren Nahrung aus Pflanzenfressern aber auch aus Fleischfressern besteht, sind die Konsumenten zweiter Ordnung. Die Abfallfresser ernähren sich von Aas und gelten endlich als Konsumenten dritter Ordnung; Insekten, Weichtiere und Mikroben kümmern sich schließlich um Tier- und Pflanzenleichen und bereiten sie zur Verwertung durch Pflanzen wieder auf - die Zersetzer.

Was sich abspielt, wenn ein Konsument der dritten einen Konsumenten der zweiten Ordnung auffrisst, der sich von Konsumenten erster Ordnung ernährt, bezeichnet man als Nahrungskette. Ein sehr einfacher Fall einer Nahrungskette wäre: ein Greifvogel schlägt einen Singvogel, dessen Nahrung pflanzenfressende Insekten sind. Solche einfachen Ketten gibt es fast nie für sich allein; meist sind sie mit anderen vielfältig verknüpft: Der Singvogel frisst nicht nur Insekten (sondern auch Beeren), der Greifvogel nicht nur Singvögel (sondern auch Mäuse) - und so fort. Dadurch entstehen ganze Geflechte von Nahrungsbeziehungen, so umfangreich und kompliziert, dass sie sich in ihrer Gesamtheit nicht bis ins Letzte erfassen lassen.

Ein weiterer Lebensanspruch der Tiere, den der Wald zu erfüllen hat: er muss ihnen die Möglichkeit bieten, Wohnstätten zu schaffen. In dieser Hinsicht entwickeln die Waldtiere vielerlei unterschiedliche Aktivitäten. Sie bauen oberirdische Nester zur Aufzucht des Nachwuchses, zum Schlafen und um geschützt zu sein gegen Wetterunbilden, sie graben Höhlen in die Erde, ebenfalls um darin Junge aufzuziehen und um Schutz zu suchen vor Witterungsunbilden und vor Feinden, doch auch um Vorräte darin anzulegen und um in der Erdgeborgenheit zu überwintern; wieder andere suchen oder schaffen sich Baumhöhlen, worin sie brüten, schlafen oder den Winter überstehen. Manche Wälder bieten alle diese Möglichkeiten, manche nur einen Teil - je unterschiedlicher die Baumarten, je naturbelassener deren Wuchs und Verfall, desto größer ist natürlich die Vielzahl der Tierwohnungen.

Dabei kommt den Tieren auch zustatten, dass der Wald in die Höhe geht - dass er verschiedene regelrechte »Stockwerke« hat; Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, wurzeln alle Waldpflanzen im Erdreich, und auch viele Tiere haben im Waldboden ihre Wohn-, ja häufig sogar ihre einzige Lebensstatt: Sie hausen quasi im Souterrain - im Kellergeschoss des Waldes.

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