Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Jagd

Kapitel in: Jagd

Die Lust am Waidwerk


Wenn »Halali« geblasen wurde, hatten bei der Parforce-Jagd die Hunde das Wild gestellt. Heute zeigt es das Ende einer Jagd an. Hier wurden zwei Rehböcke und ein Wildschwein erlegt.

»Auf, auf! Zum fröhlichen Jagen!« dichtete im 18. Jahrhundert der schlesische Poet Gottfried Hancke. Heute ist es so fröhlich nicht mehr. Die Jäger folgen verschlungenen Pirschpfaden durch ein Dickicht widersprüchlicher Forderungen - und immer stärker sehen sie sich massiver Kritik ausgesetzt. Beide Seiten sollen hier zu Wort kommen: einerseits die Jäger, andererseits die Natur Schützer, denen es um den Wald geht. Jagd

Eine der Methoden, wie ein Geschöpf sich seine lebensnotwendigen Energien beschaffen kann, ist die Jagd auf Mitgeschöpfe. Andere Methoden sind das Weiden, die Futter- und die Nahrungssuche oder auch das Sammeln. Diese Begriffe werden benutzt, wenn keine besonderen körperlichen und geistigen Anstrengungen nötig sind: wenn also die Mitgeschöpfe ohnehin fluchtunfähig sind, weil sie zum Pflanzenbereich gehören, oder wenn sie - als Tiere - keine Fluchtreaktionen zeigen. So spricht man davon, dass der Seestern Muschelbänke abweidet oder dass der Mensch Schnecken sammelt, während andererseits der Fuchs Mäuse und die Fledermaus Insekten jagen.

Wo immer ein Energietransfer von einem lebenden Geschöpf zum anderen abläuft, spielt er sich in einem Regelkreis ab, der das Überleben sowohl der fressenden als auch der gefressenen Art gewährleistet. Zu diesem Regelsystem gehören bei den Geschöpfen, die gefressen werden, Elemente der Verteidigung und der Abwehr (Stacheln, abstoßender Geschmack, Tarnfarben, Täuschungsverhalten und so fort) - und auf Seiten der Fressenden gehören dazu Anpassungstricks und raffinierte Taktiken, um die sich bietenden Widerstände zu überwinden.

Um ein Beispiel zu geben: Eine Kolonie von Murmeltieren erschwert ihren Jägern - Adler, Wolf und Fuchs - die Jagd außerordentlich, indem sie sich in Erdbaue verschlüpft. Dort können die Murmeltiere vom Adler gar nicht, von ihren Jägern im Pelz nur mit großem Energieaufwand erbeutet werden.

Da die Murmeltiere aber nicht dauernd im Bau bleiben können, sondern den größten Teil des Tages damit verbringen müssen, selbst Energie von lebenden Mitgeschöpfen zu gewinnen (also Almgräser und -kräuter zu verzehren und als Vorrat in den Bau zu schaffen), müssen sie fähig sein, beim Auftauchen eines ihrer Jäger blitzartig in den Bau zu fliehen. Das setzt natürlich stete Wachsamkeit voraus. Damit nun dennoch genügend Zeit bleibt zum Fressen, Sonnen und Spiele der Jungtiere, ist immer eines der Tiere auf Wache. Auf dessen Warnpfiff verschwinden die anderen Tiere der Kolonie blitzschnell im Bau.

Wollen sie trotzdem ein Murmeltier erbeuten, müssen seine Jäger sich mithin besonders anstrengen. Der Adler muss einen besonders raffinierten Pirschflug entwickeln, der es ihm erlaubt, den Wächter zu überlisten und ein Murmeltier noch vor dem Bau zu schlagen; der Fuchs muss sich auf die Lauer legen, bewegungslos und möglichst nah am Bau, oft stundenlang.

Diese Jäger-Beute-Beziehungen, die auf der Basis von Versuch, Erfolg und Fehlschlag beruhen, nehmen stets einen sehr wechselnden Verlauf. Unser Adler beispielsweise wird, wenn seine Versuche andauernd vergeblich bleiben, die Jagd auf eine bestimmte Murmeltierkolonie am Ende aufgeben; eine andere Kolonie hingegen, bei der er einen besonders erfolgreichen Pirschflug geübt hat, rottet er vielleicht sogar aus.

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