Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Jagd

Kapitel in: Jagd

Natürliche Auslese durch das Raubwild

Bär, Wolf und Luchs wurden in den folgenden Jahrhunderten nacheinander als Jagdkonkurrenten ausgerottet; sie heißen bis heute »Raubwild«. Die Pendantbezeichnung, das Wort »Nutzwild«, hat man seltsamerweise zu prägen vergessen, obwohl das Schalenwild ganz ohne Zweifel vielfältigsten Nutzen bringt - nicht zuletzt für den Wanderer, der sich am Anblick der Tiere von Herzen freut. Die Nutzwildarten Reh- und Rotwild werden im deutschen Wald denn auch mit großem Aufwand gehegt und gezüchtet - wie die Jagdgesetze das vorschreiben. So kann selbst eine schwache Rehgeiß, die nur dank vitaminreicher Kraftfuttergaben den Winter überlebt hat, Ende Mai Kitze zur Welt bringen, die fast ohne natürliche Feinde aufwachsen. Ist das Waldstück zufällig ein »Fichtenacker«, in dem die Rehe wenig zu fressen finden, so werden selbst im Sommer Hegemaßnahmen nötig. Überall, auch in futterreichen Mischwäldern, werden dank der vorgeschriebenen Hege mehr Rehe am Leben erhalten, als natürlicherweise dort existieren könnten. Böse Zungen behaupten sogar, die Zahl der Rehe werde immer der Zahl der Jäger angepasst. Aber auch Nichtjäger legen größten Wert darauf, Wild im Wald zu wissen - selbst wenn sie sich dort viel zu laut bewegen, um dieses Wild jemals zu sehen. Jagd

Nach den gängigen Theorien sollen selbst die bequemsten Jäger heute das leisten, was früher das hungrigste Raubwild geschafft hat. Im mitteleuropäischen Urwald hatten Reh und Hirsch aber kein leichtes Leben. Immer waren sie von Feinden umgeben, und wenn das Rotwild im Winter in die Flussauen zog, zogen ihm seine Feinde nach, allen voran die Wölfe, die dort ein ideales Gelände für ihre Treibjagden fanden. Vielerorts aber lauerte der Luchs auf die im Schnee behinderten Rehe. Wenn im Frühjahr die Jungen der wenigen überlebenden Tiere zur Welt kamen, mussten sie zusätzlich das Glück haben, weder von Füchsen noch von Bären, weder von Adlern noch von Wölfen gefressen zu werden.

Selbstverständlich hatten sich Reh und Rothirsch auf diese natürlichen Feinde genauso eingestellt wie auf das Klima. Die natürliche Auslese durch die Räuber war jedenfalls härter als die Auslese durch die heutigen Jäger, von denen manche keine Ahnung haben, welch ein Fitness-Test der kurze Spurt eines Luchses sein kann, wenn er ein Reh verfolgt. Kein Zweifel: die Umwelt des Wildes hat sich so grundlegend verändert, dass ein neues Ökosystem entstanden ist. Der Wald und damit die Futtergrundlage sind anders geworden, die Feinde sind anders, die Auswahl der überlebenden Tiere ist anders.

Winter
In den Wintermonaten zieht der Jäger besonders häufig ins Revier. Jetzt ist Hauptjagdzeit, aber vor allem wird nun das Wild gefüttert. Wenn noch Schnee liegt, werfen auch die Hirsche ihr Geweih ab. Die Abwurfstangen darf nur der Jagdberechtigte sammeln. Sonst ist das Wilderei.

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