Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Funktion des Waldes

Kapitel in: Funktion des Waldes

Hirsche ganzjährig ins Gebirge gelockt

Hirsche
Die Hirsche verbeißen den Schutzwald und lassen auch Pionierpflanzen nicht aufkommen.

SchutzzaunWo Zäune das Wild abhalten (links Mitte), sieht man den Unterschied: Hinter dem Zaun sprießt junger Wald; davor wächst kaum etwas.

Schon vor mehr als 300 Jahren war bei Reichenhall der Begriff des »Ewigen Waldes« erfunden worden : es durfte nur so viel Wald geschlagen werden, wie auf natürlichem Wege nachwachsen konnte. Um das Jahr 1850 wurde nun weitsichtig bestimmt, Dass im Hochgebirge immer wieder natürlich zusammengesetzter Mischwald nachzuziehen sei, da er alle Schutzfunktionen am besten erfülle. Doch in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurden fast überall im deutschen Hochgebirge die Hofjagden mit der Fütterung des Rot- und Rehwilds eingeführt. Raubtiere wurden mit aller Härte verfolgt. Gleichzeitig wurden die Hirsche, die früher nur etwa fünf Monate im Hochgebirge natürliche Nahrung fanden, durch künstliche Fütterung ganzjährig ins Gebirge gelockt. Die Folge war, Dass die Zahl der Hirsche, Gemsen und Rehe rasch auf ein Mehrfaches des natürlichen Bestands zunahm. Hirsche und Rehe schwärmten in der schneeärmeren Zeit im Gebirgswald umher und verbissen Sträucher sowie die Knospen der jungen Bäume. Funktion des Waldes

Einige Jahrzehnte nach Einführung der Winterfütterung hatte sich der Gebirgswald verändert: Die Pionierpflanzen waren weitgehend verschwunden, junge Laubbäume, Tannen und Eiben waren so stark verbissen, Dass meist nur Fichten und Lärchen übrigblieben. Auf den Schlägen im Wald wuchs jetzt Gras anstelle der Pionierpflanzen. Der Humus wurde rasch abgebaut, die Steine konnten weiter hinabfallen, der Schnee begann zu rutschen, das Wasser floss immer rascher oberflächlich ab. Die ursprüngliche Zielsetzung einer Wiederbegrünung naturnaher Mischwälder war kaum noch zu erreichen.

Viele alte Schutzwälder weisen daher zunehmend Lücken auf. Sie können ihre Schutzfunktionen entweder gerade noch oder - auf erheblichen Teilflächen - schon nicht mehr ausreichend erfüllen. Das ist die Situation, die entstand, weil man aus kurzsichtigen Jagdinteressen das natürliche Gleichgewicht veränderte und den allgemeinen Nutzen der Wälder zu gering veranschlagte. Im Gebirgswald zeigt sich dieses Versäumnis heute besonders krass. Hinzu kommen in erschreckendem Maß die neuartigen Waldschäden.


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