Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Waldschäden

Kapitel in: Waldschäden

Flechten als Gradmesser der Belastung

WeisstanneTypisches Symptom für Schäden an Weisstannen ist die sogenannte Storchennest-Bildung im lichten Wipfelbereich. Sie entsteht, wenn der Leittrieb des Baumes verkümmert.

Mit großem Aufwand machten sich die Wissenschaftler daran, das Phänomen des Sauren Regens und dessen Folgen für Pflanzen und Bäume zu ergründen. Dabei wurden die Zweifel immer größer, dass die Schwefelverbindungen allein an den Waldschäden schuld sein könnten. Während der Ausstoß von Schwefeldioxid in der Bundesrepublik nahezu konstant blieb (er betrug 3,2 Millionen Tonnen im Jahr 1966, erreichte im Jahr 1974 einen Spitzenwert von 3,6 Millionen Tonnen und sank auf etwa 3,2 Millionen Tonnen im Jahr 1982), nahmen die Waldschäden zu. Waldschäden

Mitarbeiter der Nordrhein-Westfälischen Landesanstalt für Emissionsschutz in Essen stellten zwar fest, dass in Laborversuchen mit saurem Niederschlag Flechten, die häufig als Gradmesser für die Umweltbelastungen benannt werden, schneller abstarben; andererseits fand man auf angeblich durch Sauren Regen geschädigten Bäumen immer wieder besonders vital wuchernde Flechten. Das passte nicht zusammen: Man suchte nach weiteren Belastungsfaktoren.

Die Wissenschaftler der Essener Landesanstalt für Emissionsschutz waren die ersten, welche die Rolle der Stickoxide (NOx) bei den auftretenden Waldschäden neu bewerteten und an die Öffentlichkeit brachten.

Ihnen war aufgefallen, dass deren Ausstoß von zwei Millionen Tonnen im Jahr 1966 auf rund 3,1 Millionen Tonnen im Jahr 1982 gestiegen war. Stickoxide wurden bis dahin als eher unbedeutender Partner beim Entstehen des Sauren Regens betrachtet: Sie können sich zu Salpetersäure (HNO3) umwandeln. Nun aber traten neue Gesichtspunkte auf: Diese Stickoxide können schädigend wirken, wenn sie in Verbindung mit Kohlenwasserstoffen unter Einfluss des ultravioletten Anteils der Sonnenstrahlung Ozon entstehen lassen. Ozon ist in der natürlichen Atmosphäre nur in Spuren vorhanden. Es hat einen charakteristischen Eigengeruch (das Wort Ozon kommt aus dem Griechischen; es bedeutet »das Duftende«) und wirkt bei starker Konzentration zerstörerisch - vor allem auf organische Verbindungen. Bei Pflanzen wird die äußere Zellmembran angegriffen. Die Folge ist ein Flüssigkeitsverlust, dem ein Ausbleichen des ehemals grünen Blattes folgt.

Neben den Einwirkungen von Schwefeldioxid und Stickoxiden schenkte man nun auch den Bodenbedingungen erhöhte Aufmerksamkeit. Ist die Einwirkung von Luftschadstoffen auf Nadeln und Blätter relativ einfach zu erkennen, so gilt dies nicht für Prozesse im Boden - da bedarf es umfangreicher wissenschaftlicher Auswertungen. Die Analysen haben nun ergeben, dass lebenswichtige Nährstoffe wie Magnesium, Kalzium und Kalium in Belastungsgebieten deutlich abnehmen.

Dies erklärt man vor allem mit der zunehmenden Versauerung des Bodens. Da viele Waldböden besonders bei Nadelholzbeständen ohnehin dazu neigen, sauer zu sein, kann man sich die Folgen saurer Niederschläge für diesen Waldbestand vorstellen. Die genannten Nährstoffe verschwinden einfach. Außerdem setzen saure Böden Aluminium frei, das in der anfallenden Konzentration für Pflanzen giftig ist. Deren Feinwurzeln sterben ab, ihre Empfindlichkeit gegen klimatische Schwankungen nimmt zu.

Wie wichtig die Rolle des Bodens ist, zeigen Schadbilder von Bäumen, die auf kalkhaltigen (also nicht sauren) Böden stehen. Zwar gibt es auch hier Schäden, doch zeigen diese einen abweichenden, milderen Verlauf.

Um den Einfluss des Bodens weiter zu untersuchen, hat man vergilbte Jungfichten aus dem Bayerischen Wald in Münchner Versuchsgärten gesetzt. Sie ergrünten innerhalb weniger Wochen, weil ihnen offenbar der Boden besser zusagte. Interessant sind diese Versuche auch, weil die Münchner Luft in der Regel mehr Schwefeldioxid und Stickoxide enthält als die Luft im Gebiet des Bayerischen Waldes.

Man könnte dazu übergehen, Waldböden verstärkt zu düngen. Versauerte Böden kann man mit Dolomit- oder Hüttenkalk auf einen günstigeren Säurewert bringen. Bereits vergilbten Waldbeständen fehlt meist Magnesium, so dass hier zusätzlich magnesiumhaltiger Dünger in den Boden eingebracht werden müsste.

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