Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Historische Sägewerke

Kapitel in: Historische Sägewerke

Viele Konstruktionen waren mehr als fragwürdig

Sägewerk
Oben zwei durch Menschenkraft betriebene Sägewerke aus dem Maschinenbuch des französischen Ingenieurs Jaques Besson, das 1578 veröffentlicht wurde. Die Sägemaschine links könnte funktionieren, beim Sägewerk rechts sind Zweifel angebracht. Interessant ist die Anordnung der Sägezähne. Die Blätter schneiden in beiden Richtungen. Schon Leonardo da Vinci hat 1490 diese Lösung vorgeschlagen.
Hier unten sehen Sie seine Skizze. Historische Sägewerke

Säge Leonardo da Vinci

Die Römer hatten schon richtige Tischlersägen - mit Holzrahmen, Spannschnur, geschränkten Zähnen und allem, was man heute noch kennt. Sie brachten die Säge auch zu uns. Aber es ging mit ihr wie mit dem Parfüm und der Warmwasserheizung: Als die Römer Germanien verließen, nahmen sie alles wieder mit - nicht mal der Hauch einer Erinnerung blieb. Zumindest haben die Archäologen nirgendwo, bei keiner Ausgrabung aus den ersten Jahrhunderten nach dem Abzug der Römer, eine Säge gefunden.

Erst vom Jahr 750 an taucht das Wort im deutschen Sprachschatz auf, als »Saga« oder »Sega«. Seit jener Zeit benutzen Schreiner und Zimmerleute in unseren Breiten die Säge. Nur die Waldarbeiter mochten sie nicht - die arbeiteten bis ins 19. Jahrhundert mit der Axt. Zum Gebrauch der Säge musste man sie förmlich zwingen.

Das ist um so erstaunlicher, als damals längst mechanische Sägen im Wald verwendet worden waren. Bereits im Mittelalter gab es regelrechte Sägewerke: komplizierte Geräte, welche mit Wasser angetrieben wurden. Sie gehören zu den ältesten Maschinen, die man kennt.

Die ersten Sägemühlen, die mit Wasserkraft arbeiteten, sah man sogar schon ums Jahr 400 in unseren Breiten. Sie zertrennten allerdings kein Holz, sondern Steine. Ausonius, ein Dichter aus Bordeaux, der zum römischen Konsul ernannt wurde, beschrieb 369 solch ein Steinsägewerk, das er in der Eifel - genauer: an der Rur - entdeckt hatte.

Von den ersten Holzsägewerken ist wenig bekannt. Ein paar Konstruktionszeichnungen aus dem 13. Jahrhundert - das ist alles. Viele scheinen technisch mehr als fragwürdig. Auch was der seinerzeit berühmte französische Baumeister Villard de Honnecourt im Jahre 1245 in einer Skizze festhielt, ist nicht vertrauenerweckend. Er schrieb zwar dazu: »So macht man eine Säge, die selbsttätig sägt« - aber als erfahrener Techniker hätte er wissen müssen, Dass die Maschine so kaum funktionieren konnte.

SägewerkDiese Sägemühle entwarf Agostino Ramelli im Jahre 1588. Auch an den automatischen Vorschub - über Zahnrad P - ist gedacht. Ramelli war Ingenieur im Dienste des Königs von Frankreich und in diesem Amt einer der Nachfolger von Leonardo da Vinci.

Indessen war man zu jener Zeit recht wundergläubig, was die Übertragung und Anwendung von Energie betraf. Selbst die größten Gelehrten glaubten, man könne ein »perpetuum mobile« erfinden - eine Maschine, die fortwährend ohne Antrieb läuft und gleichsam aus dem Nichts Energie produziert. Und was ist, damit verglichen, schon ein Holzsägewerk!

Gleichwohl: es muss im 13. Jahrhundert in Deutschland gut arbeitende Sägemühlen gegeben haben. Denn in manchen Häusern aus jener Zeit hat man glatte Bretter gefunden, die auf andere Weise gar nicht entstanden sein können.

In der Zeit nach 1300 wurden Sägemühlen an verschiedenen Orten in Deutschland betrieben. In Augsburg klapperte 1322 die Hanery-Mühle, ein Sägewerk mit Wasserbetrieb. 100 Jahre später war in Breslau eine Sägemühle in Tätigkeit, die ein technisches Wunderwerk gewesen sein soll. 1490 legte die Stadt Erfurt in einem ihrer Wälder ein großes Sägewerk an. Und um das Jahr 1600 bauten die Niederländer sogar Windmühlen, welche Sägen antrieben.

Meist stellte man die Sägewerke im Wald auf, möglichst nahe beim Fällort, weil der Transport der Stämme schwieriger war als das Fortschaffen der gesägten Bretter. Fast alle arbeiteten mit Wasserkraft. Die lieferte genügend Energie und war zudem billig. Weil es aber nicht überall Wasser gab, ließen sich die Erfinder auch Maschinen einfallen, die mit Menschenkraft betrieben werden sollten. Selbst der geniale Leonardo da Vinci entwarf gegen Ende des 15. Jahrhunderts eine Sägemaschine, die, wie er vorschrieb, mit einer Handkurbel in Bewegung zu setzen sei; gebaut wurde sie allerdings nie.

Gattersäge des Venezianers Veranzio
Die einfache Gattersäge aus dem Maschinenbuch des Venezianers Veranzio hat wahrscheinlich ganz zufriedenstellend funktioniert. Der Sägerahmen mit seinen zwei Blättern ist schlicht und wirksam an zwei federnde Ruten gebunden. Beim Herunterziehen des Rahmens wird gesägt. Ein selbsttätiger Vorschub wurde um das Jahr 1600 nicht vorgesehen. Immer wieder muss der Balken, der durchgesägt werden soll, losgebunden und ein Stück weiter vorgeschoben werden. Das Gerät rechts daneben ist eine Vorrichtung, mit der man Steine sägen kann.

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