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Die prunkvollen Schlösser wurden nun freilich nicht mehr im Wald
gebaut; man wollte, was man sich leisten konnte, aller Welt zeigen. Aber aufs
Grün wurde nicht verzichtet; man umgab die Bauten mit riesigen Gärten:
geometrisch gezirkelte Rabatten, gerade Promenaden, kunstvoll geschnittene Hecken
und Büsche. Aus vielen Gärten wurden später Parks, in denen Gärtner
die erstaunlichsten exotischen Bäume ansiedelten. So sind manche dieser
einst barocken Gärten heute wahre Musterschauen der Botanik.
Aber einige fürstliche Behausungen wurden doch in den Wald gebaut: die Jagd- und Lustschlösschen. Viele davon stehen noch heute. Und eines der schönsten und typischsten Jagdschlösschen finden Sie im waldreichen Hümmling, auf dem gut 70 Meter hohen Geestrücken in der Weite der Emsniederung: das Jagdschloss Clemenswerth. Wir stellen es auf der folgenden Seite als Musterbeispiel vor.
Die zwei berühmtesten Prunkschlösser stammen allerdings aus einer Zeit, als man sonst gar keine Schlösser mehr baute: Neuschwanstein und Linderhof. Bayerns Märchenkönig Ludwig IL, ein Mann voller Romantik, ließ sie bauen: Neuschwanstein (1868 bis 1886) als romantische Pseudoburg in wildbewegter Gebirgsszenerie, Linderhof (1870 bis 1874) als Lustbau im Stil des Barocks und des Rokokos. Immerhin gab es hier Tradition; Ludwigs Vater hatte bei Linderhof schon ein hölzernes Jagdhaus, von dem aus er auf Pirsch in die umliegenden Wälder ging.