Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Märchen

Kapitel in: Märchen

Der Reichtum des Waldes hilft gegen die Armut der Welt

Das tapfere SchneiderleinDas tapfere Schneiderlein brachte die beiden Riesen im Wald so in Streit, dass sie einander mit ausgerissenen Bäumen totschlugen. So löste er mit List eine von drei Aufgaben - Holzschnitt von Ludwig Richter

Im Wald vollziehen sich Ereignisse, die in der Welt nicht möglich, nicht zulässig, ja unerwünscht sind. Der Wald ist eine Reparaturwerkstatt, in der sich das zerbrochene Spiel der Welt wieder zusammenfügen lässt. Den Werkzeugen »Zauber und Wunder« ist jeweils die genaue Gebrauchsanweisung beigegeben: Dreimal mit einer weißen Lilie an den Stamm der alten Eiche schlagen! Oder in den Wald rufen: »Eisenhans, komm heraus!« Märchen

Sinn und Sinngehalt des Waldes im deutschen Volksmärchen treten nirgends so klar zu Tage wie im Märchen vom wilden Mann, der bei den Brüdern Grimm »Der Eisenhans« heißt. Da werden des Königs Jäger vom Arm eines wilden Mannes in einen Waldpfuhl hinabgerissen .Der König verbietet, den Wald zu betreten: »Es ist nicht geheuer darin.« Ein fremder Jäger bietet seine Dienste an, lässt den Pfuhl ausschöpfen und fängt den wilden Eisenhans. Der König steckt den Burschen in einen Käfig. Doch des Königs Sohn befreit ihn und flüchtet mit ihm in den Wald. Dort lässt Eisenhans den Knaben einen Wunderbrunnen hüten: den »Brunnen des Goldenen Lebens«, wie es in einem frühen Text der Brüder Grimm heißt. Nichts darf in den Brunnen fallen, das kleinste Stäubchen der Welt würde ihn »verunehren«. Als sich der Knabe unachtsam über den Brunnenrand beugt, tauchen seine langen Haare ein in das heilige Wasser, das sie vergoldet. Eisenhans schickt ihn fort:

RübezahlRübezahl ist keine Märchen-, sondern eine Sagengestalt: der Berggeist des schlesischen Riesengebirges, der Wanderer irreführt, die Bergschätze hütet und Arme beschenkt - Holzschnitt von Ludwig Richter

»Du hast die Probe nicht bestanden und kannst nicht länger hierbleiben. Geh hinaus in die Welt, da wirst du erfahren, wie die Armut tut... Wenn du in Not gerätst, so geh zu dem Wald und rufe: "Eisenhans!" Dann will ich kommen und dir helfen. Meine Macht ist groß, größer als du denkst, und Gold und Silber habe ich im Überfluß.«

Der Reichtum des Waldes hilft gegen die Armut der Welt: Die Macht des Wunders ist größer als die Kraft des Verstandes. Das dunkle Wissen des Unterbewusstseins lindert die Schmerzen, die das Licht der Erkenntnis bereitet. Das Dunkel des Waldes umhüllt die Leiden der Seele ebenso wie ihre Glückssehnsüchte. So sind Wald und Welt, Gefühl und Verstand, Logos und Mythos im Universum des Märchens vereint.


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