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»Möge doch Gott uns einen deutschen Herkules schicken«, klagte 1559 der Nürnberger Dichter Hans Sachs, »der das Land vor Raub, Mord und Plackerei säubere - denn vor den Räubern und Mördern ist niemand mehr sicher.«
Am sichersten vor den Mordbuben und dem Diebesgesindel, das sich in der Folge der Bauernkriege der Jahre 1524 und 1525 zu Banden zusammengerottet hatte und die Landstraßen verunsicherte, waren noch die großen Warenzüge der Handelsgesellschaften, denen man auf ihrem beschwerlichen Weg zu Häfen und Handelsmessen bewaffneten Schutz mitgab .Eher machte da schon die Reiselust des Adels und des Bürgertums, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts allenthalben aufzublühen begann, die Wegelagerei für Strolche lohnend.
Heruntergekommene Ritter, desertierte Söldner, entflohene Knechte und entlaufene Mönche machten einen Großteil der Vagabunden-Gesellschaften aus, die im Schutz der damals noch recht unwegsamen Wälder vor Verfolgung ziemlich sicher waren. Wo immer eine Handelsstraße den Forst durchquerte, lauerten Bösewichte, um Frachtwagen und Reisekutschen zu überfallen oder die Pferde vorbeitrabender Reiter zu Fall zu bringen. Sie waren sich nicht einmal zu gut, fahrenden Spielleuten und Schaustellern oder wandernden Handwerksburschen und Studenten auf den Leib zu rücken und sie auszurauben. So mancher Überfallene blieb dabei wegen weniger Pfennige auf der Strecke, denn die Räuber gingen mit ihren Opfern nicht eben zimperlich um.
Die schrecklichen Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges, der 1618 ausbrach, waren erst recht nicht angetan, diese Zustände zu verbessern. Noch Jahrzehnte nach der Unterzeichnung des Westfälischen Friedens im Jahr 1648 zogen Horden einer unglaublich verrohten Soldateska mordend, folternd und brandschatzend durchs Land. Reisende, die sich in ihren Kutschen auf die Straßen wagten, aber auch die zahllosen Bedauernswerten, die der Krieg heimatlos gemacht hatte, liefen ständig Gefahr, von den Schnapphähnen (wie man die Räuber nannte) aufgegriffen und bis aufs Hemd ausgeraubt zu werden. Sie konnten dann froh sein, mit dem Leben davonzukommen. Vor allem im »wilden, ungeheuren Wald, allwo die Wölf einander gute Nacht geben«, wie Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen in seinem »Abentheuerlichen Simplicissimus«, dem einzigen authentischen Roman aus dem Dreißigjährigen Krieg, schreibt, war das Reisen gefährlich. Wagen konnte es nur, wer in größerer Gesellschaft und darüber hinaus bestens bewaffnet war.