Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

« « Startseite | « Waldromantik Waldromantik


Wald in der Malerei

Kapitel in: Wald in der Malerei

Expressive Flammenmeere

Nachmittag - Caspar David Friedrich
Den »Nachmittag« malte Caspar David Friedrich um 1820. Er meinte, die Kunst müsse als »Mittlerin zwischen die Natur und den Menschen« gestellt werden.

Je dröhnender das Industriezeitalter die »Waldeinsamkeit« der Romantik zerlärmt, je schnöder es hinaufbrummt zu Carl Spitzwegs biedermeierlichem »Lieblingsplatz« - desto unverdrossener trachten die Realisten des 19. Jahrhunderts, von Constable bis Courbet und Corot, die Intimgestalt des Waldes zu studieren: sie malen Greifbares »Paysage intime«, Stimmungsbilder, klein, undramatisch. Gemütswerte? Darauf pfeifen die Impressionisten: nicht der Affekt des Gemüts - der Affekt des Auges fasziniert sie; Wald ist ihnen nur flüchtiges Phänomen, lichtgezeugt, seine tausendblättrigen Formen lösen sich auf, organisieren sich neu in jedem Besonnungsmoment, instabil, flirrend - Renoir, Monet, Seurat, sie alle sind nur an Wahrnehmung interessiert, nicht an Empfindung. Wald in der Malerei

Trotzdem fanden die Künstler, zumal wenn sie Wald und Baumwerk malten, rasch zurück zur elementaren Empfindung: Die Kunst unseres Jahrhunderts ist durchlodert von den expressiven Flammenmeeren gemalter Wälder, von kubistischen Baumkegeln und gruslig collagierten Gräten-Gehölzen, formkühn, »wild« und futuristisch überwirklich - hie malerisch bunt, dort von graufeinem graphischen Reiz. Rene Magritte, der malende Philosoph des Surrealen, wies auf dem Zeichenpapier nach, dass Wald nicht dasselbe sei wie Wald-Abbild oder Wald-Name: so tuschte er links aufs Papier einen Wald (nein, dessen Abbild) und schrieb rechts daneben: »föret«, das ist der französische Name für Wald, oder müssen wir sagen: für das Wald-Abbild? So gedanklich reagiert neuere Kunst auf das Erlebnis grüner Natur.

Oder nicht doch? Joseph Beuys, der große Düsseldorfer Kunst-Schamane, hat Waldgrün zur Farbe auch seiner Gesinnung erwählt: er wurde Grüner. Besser als Bäume zu malen, wusste Beuys, wäre es heutzutage, wenn wir sie pflanzten. In Kassel auf der »documenta« 1982 ging er mit gutem Beispiel voran: er ließ über fünftausend Eichen pflanzen, einen Kunst-Hain, welcher Wurzeln schlug. Und das war nun kein Bild, kein bloßes Aesteticum mehr - es war wirklicher Wald.

Watzmann - Ludwig Richter
Der Spätromantiker Ludwig Richter ist vor allem als Holzschnitt-Illustrator bekannt. In jüngeren Jahren malte er viel - so 1826, als Dreiundzwanzigjähriger, den Watzmann.

Weiter: Wald in der Malerei »

« Zurück: Tausend Grün auf der Palette
Bei Amazon

© 1986 by PhiloPhax & Lauftext

Reise Rat - Neckarkiesel - SCHWARZWALD.NET
Bei Amazon