Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Wälder der Erde

Kapitel in: Wälder der Erde

Regenwälder stehen selten auf fruchtbarem Boden

Bisweilen trifft man auf bizarr wirkende freiliegende Wurzelgeflechte.

Alle Bäume, welche ausschließlich im tropischen Regenwald vorkommen, haben sich auf spezifische Weise dem oft feuchten oder nassen Boden angepasst. Nicht wenige Baumriesen bilden, um ihre Stammbasis zu vergrößern und damit ihre Standfestigkeit zu verbessern, sogenannte Brettwurzeln, die den Stamm pfeilerartig umfassen; kleinere Bäume entsenden aus ihrem Stamm Stelzwurzeln, die in den Boden hineinwachsen und den Baum abstützen. Regenwald

Der üppige Wuchs der tropischen Regenwälder legt die Ansicht nahe, die Böden, auf denen diese Wälder gedeihen, müssten in ihrer Regenerationskraft unerschöpflich sein. Um so erstaunter waren die ersten Siedler, die mitten im tropischen Regenwald Rodungen vornahmen, dass der Ertrag ihrer Felder schon nach zwei bis drei Jahren stark nachließ und die Böden auch nach einigen Ruhejahren keinen vollen Ertrag mehr brachten. So waren alle Siedlungsvorhaben in den Tropenwäldern bisher Fehlschläge.

Bodenkundliche und waldbiologische Forschungen haben nach und nach die Gründe aufgedeckt, weshalb die Böden sich so rasch erschöpfen und sich hinterher nicht wieder erholen. Fast alle tropischen Regenwälder stehen auf Böden, die zuwenig mineralische Nährstoffe enthalten, weil diese Stoffe infolge der dauernden warmen Feuchtigkeit herausgelöst und weggeschwemmt werden. Außerdem fehlen dem Erdreich alle jene tonigen Bestandteile, welche Nährstoffe binden und somit vor dem Wegschwemmen bewahren können. Folglich sind diese Wälder in ihrer Ernährung fast ausschließlich auf den selbst produzierten Humus angewiesen, welcher aus abgestorbenen Blättern, Zweigen, umgeworfenen Stämmen sowie aus Tierleichen entsteht. Der Humus bleibt aber nicht erhalten; er reichert sich nicht an, sondern wird bei den stets günstigen Wärme- und Feuchtigkeitsbedingungen rasch und vollständig zu Nährstoffen abgebaut, die sogleich wieder von den Wurzeln der Tropenwaldpflanzen aufgenommen werden. Typische Regenwälder können also nur dann gedeihen, wenn sich ihr eigener Abfall ständig rasch zersetzt und wieder vollständig in den Stoffkreislauf gelangt. Solange der Mensch nicht störend eingreift, können sich tropische Regenwälder ohne Schwierigkeiten aus sich selbst erhalten.

WürgefeigeWürgefeigen umschlingen die Stämme der Bäume und ranken sich auf diese Weise zum Licht empor. Diese Pflanzen sind auch in den Regenwaldzonen im Westen und Süden Nordamerikas zu finden.

Wenn aber der Mensch Brandrodung treibt, um Ackerland zu gewinnen, dann ist es rasch aus mit dem Nährstoffnachschub für den Boden, weil kein Waldabfall mehr zersetzt wird. Außerdem schwemmen die häufigen Regengüsse vom nunmehr ungeschützten Boden alle Humus- und Nährstoffe, auch Kunstdünger, fort, so dass die angebauten Pflanzen keine Ernährungsgrundlage mehr haben: Die Erträge gehen zurück. Die Siedler müssen dann neue Rodungen vornehmen, die ihnen wieder nur einige Jahre lang Erträge bringen. Auf solchen ehemaligen Kulturböden, die als ausgelaugte Felder nun sich selbst überlassen sind, kommt zwar im Lauf der Zeit wieder eine Art Regenwald hoch, doch bleibt dieser Sekundärwald meist auf Jahrzehnte, ja auf Jahrhunderte kümmerlich - oft auch für immer. Ein Ökosystem wie der tropische Regenwald, das Jahrmillionen gebraucht hat, um zu einem Organismus zu werden, kann sich - wenn überhaupt - allenfalls in epochalen Zeiträumen regenerieren. Gegenwärtig geht die Vernichtung der tropischen Regenwälder demnach in beängstigendem Tempo weiter.

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