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Von alters her hat man den Wald auf zwei ganz verschiedene Weisen genutzt: einerseits lieferte er Bau- und Brennholz, diente als Viehweide, andererseits bot er Erholungsuchenden und Verliebten ein lauschig grünes Dach. Dass die Aufgaben, die er für die Allgemeinheit besorgt, ungleich weiter gespannt sind, wird gern als eine Erkenntnis der letzten Jahre herausgestellt. Doch die Verantwortlichen , die sich heute entschuldigen, sie hätten dem Wald in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, weil sie seine Bedeutung nicht erfassen konnten - die sind nicht ganz aufrichtig.
Schon im September 1960 hielt Hubert Rupf, der von 1956 bis 1974 württembergischer Landesforstpräsident war, vor der Hauptversammlung des Deutschen Forstvereins einen denkwürdigen Vortrag. Darin stellte er fest, die Schutz- und Sozialfunktionen des Waldes seien bisher »sozusagen als Nebenprodukt der Forstwirtschaft«, als mehr oder weniger zufällig entstandenes Phänomen hingenommen worden: »In Zukunft aber werden wir uns bei langfristigen Planungen auf die Sicherung dieser volkspolitisch wichtigen Funktionen einzustellen haben.«
Führende Forstleute dachten schon Anfang der sechziger Jahre nicht nur summarisch über Sozialwirkungen des Waldes nach, sie verstanden auch, mit diesen Faktoren exakt zu rechnen. Sie stellten bereits präzise Überlegungen an (und veröffentlichten dies auch), was ein Wald an wirtschaftlichem Nutzen neben dem Holzertrag zu bieten hat.
Unter den vielen Diensten, die der Wald der Umwelt zu leisten vermag, steht sein Nutzen als Wasser-Regulator auch heute noch im Mittelpunkt des Interesses. Es ist bewiesen, Dass der Wald großen Einfluss auf den Abfluss der Niederschläge hat. Das Wasser sickert weit leichter in Humusboden ein als beispielsweise in Ackerboden oder in den Grund einer Wiese. Es schießt daher auch in geneigtem Gelände oder am Hang nicht einfach über die Bodenoberfläche davon, sondern dringt ein, wird auf diese Weise zu sauberem Sicker- und zu Grundwasser. Dies gilt sogar bei Gewitterregen und Wolkenbrüchen. Auch die Schneeschmelze geht im Wald nicht so schnell vonstatten wie in freiem Gelände, wo die Sonne ungehindert Zutritt hat. Alles zusammen führt dazu, Dass in Waldgegenden Hochwasser selten ist - weit seltener zumindest als auf freiem Feld.