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Wer an einem sonnigen Herbstmorgen durch den Wald wandert, wird staunen, wieviel Spinnennetze er sieht - zwischen Gräsern und Büschen, aber auch in den höheren Lagen der Bäume. Tausende von Tautröpfchen lassen die Fäden im Sonnenlicht wie filigrane Perlenschnüre erscheinen.
Baldachinspinne
Doch Poesie beiseite: Bei diesen zarten Konstruktionen handelt es sich um Fangnetze. Die bekanntesten sind wohl die Radnetze der verschiedenen Kreuzspinnenarten. Zur großen Zahl der anderen Netztypen gehört - beispielsweise - das horizontal gespannte Netz der Baldachinspinne.
Kreuzspinne
Diese Fangnetze, besonders das Radnetz, sind gleichsam die Gipfelleistungen einer überaus langen Evolution. Zunächst einmal dienten die Spinnfäden dem Schutz des eigenen Leibes, also dem Bau der Behausung. Ein weiterer evolutionärer Schritt war der Schutz der Nachkommen: Aus den Fäden entstanden Ei-Kokons. Und schließlich, als technischer Höhepunkt, kam es zur Herausbildung von Fangnetzen. Deren Gewebe sind so vielgestaltig wie die Spinnen selbst: Da gibt es einfache, nicht klebende Stolperfäden, welche die Flucht eines Insekts behindern sollen; da gibt es, schon perfider, eigens mit Klebstoff besetzte Fäden; da gibt es schließlich die mit feiner Kräuselwolle belegten Gespinste, worin das Beutetier - eine Fliege, ein Käfer - sich unlösbar verheddert.
Wolfsspinne
Allerdings, bei weitem nicht alle 30000 Spinnenarten, die auf der Welt leben, bauen auch Netze. Die in unseren Wäldern so häufig vorkommenden Wolfsspinnen zum Beispiel warten nicht am Rand eines Netzes auf Beute - sie erlegen sie auf ihren Pirschgängen.