Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Anfänge der Forstgeschichte

Forstgeschichte

Kapitel in: Anfänge der Forstgeschichte

Waldarbeit mit Werkzeug aus der Steinzeit

Steinaxt

Im zweiten Jahrtausend vor Christus gelang es unseren Vorfahren, Geräte aus Metall zu formen. Bis dahin gab es als Material nur Holz, Hom, Knochen und Stein. Selbst Äxte und Beile waren aus Steinbrocken. Und man fragt sich, wie unsere Urahnen damit Bäume fällten. Geht das überhaupt?

Es geht sehr gut. Wissenschaftler der österreichischen Forstlichen Bundesversuchsanstalt in Schönbrunn haben es bewiesen. Sie arbeiteten mit zwei originalen Steinzeitbeilen, die ihnen das Naturhistorische Museum in Wien zur Verfügung stellte. Dr. Herbert Killian, der Leiter des Experimentes: »Wie sich bald zeigte, verursachte das Entasten am liegenden Stamm nicht die geringsten Schwierigkeiten. In den meisten Fällen konnte der Ast sogar mit einem einzigen Hieb abgehauen werden. Bei der Fällung drang die Axt mit jedem Hieb tiefer in das Holz der Fichte ein. Allerdings mussten die Schläge wesentlich steiler geführt werden als mit unseren heutigen Stahläxten. Die einzelnen Schnittflächen sind daher auch, entsprechend der gewölbten Form des Steinbeiles, stark gerundet - so, als wären sie mit einem Löffel herausgestochen worden.«

Hier noch einige Auszüge aus dem offiziellen Versuchsprotokoll: Für den Versuch standen zwei für die Holzarbeit in Frage kommende Größen von Steinbeilen zur Verfügung. Das kleinere davon wurde in einem Knieholz geschäftet, während das größere in einen Lochschaft eingepaßt wurde. Als Schaftholz wurde in beiden Fällen Esche verwendet, da diese wegen ihrer Zähigkeit und Härte von den zur Verfügung stehenden Holzarten am geeignetsten schien. Für den Knieholzschaft wurde eine Astgabel gewählt. Zur Anfertigung des Lochschaftes wurde ein gleiches Stück genommen, der eine Ast jedoch abgeschnitten und an der Gabelungsstelle als rechteckiges Loch durchgestemmt, wo das Steinbeil so eingepaßt werden konnte, dass der Nacken noch etwas herausragte. Es wurde deshalb diese Stelle gewählt, da hier das Holz am widerstandsfähigsten und die Gefahr der Sprengung des Schaftes am geringsten ist.

Fällkerbe
Wissenschaftler der Österreichischen Forstlichen Bundesanstalt experimentierten mit nachempfundenen Steinäxten. Sie hielten im Protokoll fest, wie man mit der Steinaxt umgehen muss. Die linke Skizze zeigt, wie die Fällkerbe mit einer Steinaxt gehauen wird, rechts sieht man, dass Stahläxte eine flachere Fällkerbe ermöglichen. Das ist kein wesentlicher Unterschied. Es wurde bewiesen, dass man Bäume so fällen und entasten kann.

Die Steinbeile wurden mittels schmaler, zuvor längere Zeit eingeweichter Streifen aus jungegerbtem) Leder mit dem Schaft verbunden. Dieses Leder zieht sich beim Trocknen zusammen und stellt so eine feste, aber nicht starre, sondern elastische Umschnürung dar. Nach Verfertigung der Schäfte wurde das Entasten am liegenden Stamm versucht, was ohne weiteres möglich war. Nur bei starken Ästen waren zwei oder drei Hiebe notwendig, während sonst einer genügte. Anschließend wurde versucht, eine schwächere Fichte zu fällen. Wie sich zeigte, musste die Hiebführung eine wesentlich andere sein als bei unseren heutigen Stahläxten. Da die Schneidedicke bei den Steinäxten eine größere ist als bei den Stahläxten, die Schneideschärfe aber eine geringere, ist man mehr auf ein Abspalten als ein Durchtrennen der Holzfasern angewiesen. Der Hieb musste daher mehr von oben erfolgen. Die Stahläxte dringen dank ihrer dünneren Schneide tiefer in das Holz ein und durchtrennen, nicht zuletzt auch dank ihrer größeren Schneideschärfe, bei einem Hieb wesentlich mehr Holzfasern, als dies mit den Steinäxten möglich ist. Durch diesen Umstand kann auch mit den Stahtäxten der Hieb mehr aus der Waagrechten erfolgen.

Über die Schäftung kann leider kein endgültiges Urteil abgegeben werden, da die Äxte infolge des Zersplitterns der Steinbeilklingen nicht einer langen Beanspruchung ausgesetzt waren. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Knieholzschäftung für größere Steinbeile und wuchtig geführte Schläge nicht geeignet ist, denn auch das beste Holz wird nach kurzer Zeit durch den Nacken aufgespalten und unbrauchbar. Hingegen dürfte diese Schäftungsart für kleinere Beile, die mit geringerer Wucht geschlagen werden, vollkommen genügen.

Der Lochschaft scheint sich jedoch auch bei großen Klingen, kräftig geführten Schlägen und langer Beanspruchung zu bewähren, da keine Aufspaltung eintreten dürfte und eine Lockerung der Klinge nicht zu befürchten ist, sondern im Gegenteil, dieselbe bei jedem Hiebe fester in das Schaftloch hineingepreßt wird. Die Lederumschnürung dient bei dieser Schäftungsart weniger zur Befestigung der Klinge selbst als vielmehr dazu, eine Sprengung des Schaftes zu verhindern. Diese Schaftform scheint von den beiden angewandten Befestigungsarten der Steinklinge für die Holzarbeit die geeignetere zu sein.

römischer Altarstein
Auf einem römischen Altarstein aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert sind Geräte zur Bearbeitung von Holz abgebildet, die recht modern anmuten.

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