Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Frühe Holzberufe

Frühe Holzberufe

Kapitel in: Frühe Holzberufe

Der Wald ernährte Mensch und Tier

Man kann sich heute kaum noch vorstellen, wie viele Menschen im Mittelalter und bis weit in die Neuzeit hinein vom Wald abhängig waren. Das Vieh wurde zum Weiden in den Wald getrieben, Holz war Bau- und Brennstoff, und fast alle Gerätschaften bestanden aus Holz. Von der Vielzahl der Handwerksberufe, die Holz nutzten oder verarbeiteten, existieren heute allerdings nur noch wenige.

Tischlerwerkstatt im Jahre 1635Tischlerwerkstatt im Jahre 1635

Das erste, was die Römer in Germanien taten, nachdem sie den Limes gebaut hatten: sie fällten quadratkilometerweise die dichten Wälder. Urwald vertrug sich nicht mit ihrer Vorstellung von Zivilisation; sie waren weite, gerodete Flächen gewohnt, worin sich Städte anlegen und Wein- und Obstplantagen pflanzen ließen. Und nur wenn sie erfolgreich Landwirtschaft trieben, konnten sie auch ihre Truppen ernähren. Als die Römer sich im 5. Jahrhundert aus Germanien zurückzogen, verschwand innerhalb kurzer Frist eine Menge von dem, was sie an kultureller Errungenschaft mitgebracht hatten. Und binnen weniger Generationen wuchsen die Flächen, die sie gerodet hatten, wieder zu. Der Wald eroberte Städte und Kastelle zurück. Im 7. Jahrhundert, als die Völkerwanderung zu Ende war und alte, öde Orte frisch besiedelt wurden, als neue Städte und Klöster und Straßen entstanden - da begann auch eine neue Rodezeit.

Besonders unter Karl dem Großen - im 8. Jahrhundert - wurde dem Wald planmäßig neuer Kulturboden abgerungen. Diese Rodezeit dauerte - verschieden von Ort zu Ort - fast sieben Jahrhunderte lang. In Süddeutschland war sie ums Jahr 1000 schon beinahe abgeschlossen; in abgelegenen Gegenden, welche von Menschen verlassen waren seit den Tagen der Völkerwanderung, setzte sie später ein: in Böhmen ums Jahr 1100, in Pommern und Schlesien nochmals hundert Jahre später. Das Ganze dauerte, in seinen gröbsten Zügen, bis zum 14. Jahrhundert: Dann waren große Teile des Waldes den Äckern, Obstwiesen und Weiden gewichen. Mancherorts sah es schon annähernd so aus wie heute. An den Ortsnamen lässt sich oft noch erkennen, ob die Ansiedlungen während der großen Rodeperiode entstanden oder ob sie schon vorher da waren. Dörfer, die vor dem 7. Jahrhundert gegründet wurden, bezogen oft die Landschaft in ihren Namen ein. Silben wie -au, -bach, -brunn, -buhl, -fürt, -holz sind häufig. Oder die Namen enden mit anheimelnden Begriffen: -dorf, -hausen, -heim, -hofen, -ingen, -wangen, -weiler.

Ganz anders die typischen Dorfnamen der Rodezeit. Da wird kräftig, oft geradezu brutal ausgedrückt, wie dem Wald zugesetzt wurde.

Typische Namensteile sind: brennen, reut, ried, schwenden, schlag. Dabei sind »reut« und »riet« mit »roden« verwandt; »schwenden« bedeutet »abbrennen«.

In den sieben Jahrhunderten der Rodung wurde die Landschaft Mitteleuropas entscheidend geprägt. Und nicht nur die Landschaft: auch das Leben der Menschen wurde existenzumkrempelnd beeinflusst. Es entstanden durch die Rodungen nicht nur größere Bodenflächen für die landwirtschaftliche Nutzung, das anfallende Holz musste auch verarbeitet werden. Viele Spezialberufe, die mit dem Wald zusammenhingen, bildeten sich.

Ganz unten auf der sozialen Leiter standen die Fuhrleute und Holzknechte, von denen man Armeen brauchte, um die Wälder im Tagelohn auszubeuten. Man denke: die meisten Gerätschaften damals waren aus Holz! Und auch alle größeren Ansiedlungen, alle neu entstehenden Städte waren - ausgenommen nur die Burgen und Kirchen - ganz aus Holz oder im Fachwerk gebaut. Steinerne Privathäuser galten bis ins 15. Jahrhundert als rare Sehenswürdigkeiten.

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