Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Nordhessisches Bergland

Kapitel in: Nordhessisches Bergland

Aus Feuerbergen wurden Waldgebirge

Hessen ist das grünste deutsche Bundesland: Gut 40 Prozent seiner Gesamtfläche sind von Wäldern bedeckt. Besonders waldreich ist das Nordhessische Bergland. Nordhessisches Bergland

Burg Ludwigstein und Burg HansteinDort, wo sich Flüsse einen Weg durch das Waldgebirge bahnten, entstanden auf den Anhöhen viele Burgen. Zum Beispiel Burg Ludwigstein und Burg Hanstein im Werratal.

Ursprünglich waren die nordhessischen Bergzüge die klassische Region der Buchenwälder, die auf den Sandsteinhochflächen prächtig gediehen. Zwar wurden sie vom 12. Jahrhundert an, als die wachsende Bevölkerung allmählich aus den Tälern und Beckenlandschaften hinausstrebte auf die Höhen, teilweise gerodet; indes, im Spätmittelalter wurden viele Siedlungen auf den Höhenzügen wieder verlassen, weil die Bevölkerung infolge von Krankheiten, Hungersnöten und Kriegen nun deutlich zurückging. Prompt eroberte sich der Wald seine angestammten Flächen zurück. Die zunehmende Bewirtschaftung der Wälder musste jedoch zwangsläufig dazu führen, dass Buchen und auch andere Laubbäume mehr und mehr schwanden: an ihre Stelle traten ausgedehnte Fichten- und Kiefernforste. Noch in den vergangenen drei Jahrzehnten wurden viele alte Buchenwälder, deren Holz man ständig weniger Wert beimaß, umgeschlagen und nur noch zu 20 Prozent mit Laubbäumen wieder aufgeforstet. In den zwanzigjährigen Wäldern liegt der Anteil der Fichte heute schon bei rund 60 Prozent, in sämtlichen hessischen Wäldern immerhin bereits bei durchschnittlich einem Drittel.

Bizarre FelspartienBizarre Felspartien sieht man häufig.

Doch nicht nur Sandsteinhochflächen, sondern auch Muschelkalk, Dolomit und Gips kommen - wennschon zu geringeren Teilen - im stark hügeligen Nordhessischen Bergland vor. Solche Landschaften finden sich vor allem zwischen Fulda und Werra. Die höchsten Erhebungen des hier dargestellten Gebietes, der Vogelsberg, der Hohe Meißner, der Habichtswald und das Knüllgebirge mit Erhebungen zwischen 600 und 774 Metern, sind vulkanischen Ursprungs. Es handelt sich dabei um Vulkane aus dem Tertiär, also aus relativ junger erdgeschichtlicher Zeit. Die kegelförmigen Erhebungen sind die freigelegten Schlote ehemaliger »Feuerberge« - sie traten zutage, als das weichere Nachbargestein allmählich schwand. Die abgerundeten Höhenzüge hingegen - zum Beispiel der Vogelsberg - sind die Relikte basaltischer Deckenergüsse, die einst riesige Flächen einnahmen.

Einen uneinheitlichen, mithin höchst abwechslungsreichen geologischen Aufbau zeigt der Naturpark Habichtswald westlich von Kassel. Das Bergland besteht im wesentlichen aus tertiären Basalten und Vulkantuffen, die den älteren Buntsandsteinuntergrund überlagern; auch auf alttertiären Sand- und Braunkohleschichten trifft man sie an. Je nach geologischem Untergrund wechseln ausgedehnte Buchenwälder mit Laubwäldern, worin Buchen, Eschen, Ahorn, Bergulmen und Linden sich mischen. Auf unbewaldeten Muschelkalkhängen, vor allem bei Zierenberg, erstrecken sich mehrere sogenannte Halbtrockenrasen mit steppenartiger Flora. Charakteristisch sind hier die Wacholdersträucher, die während der jahrhundertelangen Beweidung von den Schafen nicht verbissen wurden und die infolgedessen ungehindert wachsen konnten, während alle anderen Sträucher und Bäume den hungrigen Tieren zum Opfer fielen. Insgesamt ist der Habichtswald jedoch noch zu 42 Prozent von Wald bedeckt. Den geringsten Waldanteil in Nordhessen haben die Tal- und Beckenlandschaften. Ein größeres Becken umschließt, durchflössen von der Schwalm und von der Lahn, eine ganze Reihe von Städten: Gießen, Marburg, Schwalmstadt und Alsfeld.

Wiesentäler und Auen
Ausgedehnte Wälder, Wiesentäler und Auen prägen die Gebirge in Nordhessen und verleihen ihnen vielfältigen landschaftlichen Reiz.

Von schmalen Waldgebieten abgesehen, wird dieses Becken sehr stark landwirtschaftlich genutzt. Auch an Fulda und Werra gibt es kleinere Becken mit Feldern und Wiesen, zwischen die sich aber immer wieder Talengen klemmen.

PferdeImmer wieder sieht man Pferde auf den Koppeln.

Eine besonders eindrucksvolle Schlucht - das Höllental - liegt in der Nähe von Bad Sooden-Allendorf: Dort hat sich ein Nebenflüsschen der Werra, die Berka, fast 200 Meter tief in den Gesteinsuntergrund eingegraben. Auch der Werra selbst ging es nicht besser; sie musste hier einen Riegel aus Kalkgestein durchqueren - der Fluss schaffte es, nicht ohne dabei eindrucksvolle Landschaftsformen zu bilden, die reich sind an bewaldeten Hängen.

Ein Landschafts- und Waldgebiet ganz anderer Art ist der Bergpark Wilhelmshöhe von Kassel: kein natürlich gewachsener oder durch Bewirtschaftung entstandener Wald, sondern ein kunstvoll gestalteter Park mit mehr als 800 verschiedenen einheimischen und fremden Baum- und Straucharten. Der 300 Hektar große Park wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts angelegt; heute zeigt er uns, was die Menschen damals unter Naturwunder verstanden. Gipfelleistungen, im wahren Sinne des Wortes, sind die Kaskaden und die 53 Meter hohe Fontäne.

Vogelsberge
Der riesige Vulkanklotz des Vogelsberges zeigt abwechslungsreiche Landschaftsformen.

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