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Westerwald und Taunus

Kapitel in: Westerwald und Taunus

Siebengebirge und Rhein-Westerwald

Dreißig Vulkane schufen das Siebengebirge Siebengebirge und Rhein-Westerwald

Einst wurde das Siebengebirge als Steinbruch benutzt. Heute ist das ganze Gebiet Naturpark - im Süden schließt sich der Naturpark »Rhein-Westerwald« an. Mischwald bedeckt die Höhen.

Eine Volkssage erzählt von der Entstehung des Siebengebirges. Einstmals, zu jener fernen Zeit, als der Rhein sich seinen Weg durch das Schiefergebirge zwischen den heutigen Städten Bingen und Bonn bahnen wollte, gab es Schwierigkeiten. Der Fels war zu hart; vor Bingen staute sich ein See. Die dort wohnenden Menschen engagierten sieben Riesen, um den See abzuleiten. Die machten sich sogleich ans Werk. In kurzer Zeit hatten sie von Norden her eine tiefe Rinne durch das Gebirge gegraben. Als sie beim Binger Loch angekommen waren, stürzten die Wasser des Sees in den Graben und erweiterten ihn jählings. Als die Riesen somit ihre Arbeit getan und dann auch ihren Lohn erhalten hatten, machten sie sich reisefertig zur Rückkehr in die Heimat - zuvor jedoch klopften sie gründlich ihre Spaten ab. Das Felsgebröckel und der Lehm, der dabei von ihren Spaten fiel, ist heute noch sichtbar: Es sind die sieben Berge am Rhein.

Eine Sage - in Wirklichkeit ging die Entstehung des Siebengebirges prosaischer vor sich. Seine »Gebirge« nämlich bestehen aus Vulkanschloten: Magma, das unter starkem Druck in oberflächennahen Gesteinsschichten steckenblieb und erkaltete. Die umgebende Steinhülle wurde später abgetragen, so dass der vulkanische Kern stehenblieb. Es sind auch nicht sieben, sondern über 30 alte Vulkanruinen - nur sieht man von den meisten Stellen aus in der Regel nicht mehr als sieben.

Das wertvolle Basaltgestein des Siebengebirges, woraus nicht nur zahlreiche Römerbauten und mittelalterliche Stadtmauern, sondern auch die Dome von Köln, Bonn und Xanten erbaut sind - es wäre längst bis auf den Gebirgssockel abgetragen, hätte der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. nicht eines Tages energisch eingegriffen. 1820 verbot er den Steinbruchbetrieb am Drachenfels. Später kaufte ein »Verschönerungsverein für das Siebengebirge« auch die übrigen von den Steinhauern angeknabberten Berge Stück für Stück und rettete so dieses landschaftliche Kleinod am Rhein.

Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte von der Vielseitigkeit und Schönheit dieses Landstrichs, beginnt seine Wanderung am besten in Königswinter und steigt durch das Nachtigallental hinauf zum Drachenfels. Dieses Tal - eher eine bewaldete Felsschlucht mit einer hineingebauten Zahnradbahn - hat seinen Namen von den vielen Nachtigallen, die es dort früher gab. Nach etwa einer dreiviertel Stunde ist der Gipfel erreicht, der Drachenfels, welcher scherzhaft als Deutschlands meistbestiegener Berg bezeichnet wird. Von hier hat man den schönsten Blick auf das Rheintal und die Stadt Bonn. Der Wanderweg führt weiter, an der Wolkenburg entlang zur Margarethenhöhe hinüber.

Die war einst die höchste Erhebung des Siebengebirges, bevor Steinbrucharbeiten sie um 100 Meter »verkürzten«. Bei der Margarethenhöhe überqueren Sie die Straße, die von Ittenbach nach Königswinter führt. Dann geht es weiter auf den heute höchsten Gipfel, den Großen Ölberg (460 Meter), und auf dem Rheinhöhenweg nach Kloster Heisterbach hinunter. Von der Klosterkirche, einem einst bedeutenden Bauwerk der frühen Gotik, ist nur die Chorruine erhalten geblieben. Vom Kloster geht es nach Königswinter zurück - und Sie haben in fünf Stunden eine der interessantesten Rheinlandschaften durchwandert.

Der Naturpark »Rhein-Westerwald«, bei Bad Honnef beginnend, erstreckt sich rheinaufwärts bis in die Gegend des unteren Sayntales, in dem noch heute viele Mühlen zu finden sind. Sein Kernstück aber ist das untere Tal der in weiten Bögen sich windenden Wied mit den Höhenzügen, die dieses saubere und fischreiche Flüsschen zwischen Neustadt im Norden und Neuwied im Süden beständig begleiten. Mischwald bedeckt einen großen Teil des Gebietes. In der Nordwestecke erhebt sich die Erpeler Ley (203 m) mit ihrer steilen Felswand über dem Rheintal. Das kleine Plateau auf der Ley (sie liegt am Südende von Erpel) gilt unter Botanikern als Rarität: sie ist eine der wenigen Steppenheiden Europas.

Wenige Kilometer rheinaufwärts drängen sich die Fachwerkhäuser von Linz auf engem Raum zwischen Waldhängen und Strom. Sehr sehenswert: der mittelalterlich anmutende Burgplatz, den man durch das feste Rheintor betritt.

In dem sechs Kilometer entfernten Bad Hönningen und im benachbarten Arienheller strömen kohlensäurereiche Thermalwässer in mächtigem Schwall aus vulkanischem Grund. Sie werden als Heilwasser getrunken, auf Flaschen gefüllt oder - nachdem man ihnen den größten Teil der Kohlensäure entzogen hat - auch in Schwimmbecken geleitet, wo sie dann immer noch 31 und 26 Grad warm sind.

In Bad Hönningen übrigens beginnt der römische Limes, der sich einst als Schutzwall gegen die andrängenden Germanen quer durch das südliche Deutschland bis zur Donau hinüberzog. Man kann ihm ein Stück weit auf einem markierten Wanderpfad in die Waldberge folgen, wobei man an alten Turmstümpfen und Mauerresten sowie an einem rekonstruierten Wachturm vorüberkommt.

Eine Autostraße führt von Bad Hönningen über einen Höhenrücken ins Wiedtal hinüber. An ihrem höchsten Punkt erhebt sich zur Rechten eine kleine Basaltkuppe, der 359 Meter hohe Mahlberg. Auch ihn hat man zur Steingewinnung ausgehöhlt, wodurch ein kleiner tiefblauer See entstand. Freie Wiesenhänge ziehen sich gegen das Wiedtal hinunter - im Winter ein hübsches Skigebiet.

Auf einer Länge von rund 60 Kilometern windet sich das Wiedtal durch den Naturpark. Bis zu 300 Meter tief hat sich das muntere Flüsschen in die umliegenden Höhen eingegraben und so ein besonders reizvolles Landschaftsbild geschaffen. Für den Naturfreund gibt es hier viel zu entdecken - Gehölze, worin allerlei Vögel singen und brüten, Wasserfälle oder auch Burgstädtchen wie Altwied, dessen verzweigte Festungsanlagen mit den alten Häusern zu einer Einheit zusammengewachsen sind.

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