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Vereinzelt finden wir in den Wäldern noch die Weymouthskiefer, auch sie ein Baum aus Nordamerika, der sich jedoch nicht besonders bewährt hat. Der Grund: ihre Anfälligkeit gegen den Rinden-Blasenrost, eine von einem Pilz verursachte Krankheit. Die Weymouthskiefer besitzt lange, relativ schmale, lockerschuppige Zapfen; ihre Nadeln stehen jeweils zu fünft, nicht - wie bei unserer Waldkiefer - paarig zusammen.
Auch die Robinie und die Roteiche - die beiden am häufigsten vorkommenden nichteuropäischen Laubbäume unserer Wälder - sind in Nordamerika zu Hause, und zwar im Osten. Wirtschaftlich spielen sie keine Rolle. Die Roteiche wird vor allem auf kalkarmen Böden gepflanzt, oft in Eichen- und Eichen-Hainbuchenwäldern. Im Herbst fällt ihr rötlich verfärbtes Laub deutlich auf. Da unsere laubzersetzenden Mikroorganismen auf die fremde Pflanze, die im Jahr 1721 nach Europa gebracht wurde, sozusagen nicht eingestellt sind, dauert die Verrottung des Roteichenlaubs ungemein lang. Der Baum ist leicht von den heimischen Eichenarten zu unterscheiden: Seine auffallend großen, 15 bis 20 Zentimeter langen Blätter mit insgesamt sieben bis elf zugespitzten, nicht abgerundeten Lappen und seine dicken, gedrungenen Eicheln in ihren schüsselförmig niedrigen, am Rand eingebogenen Bechern sind gute Erkennungsmerkmale.
Die Robinie oder Falsche Akazie (oft irrtümlich als Akazie bezeichnet) wurde 1601 vom Pariser Hofgärtner Jean Robin nach Europa gebracht. Anfangs war sie als Zierbaum auf Gärten und Ortschaften beschränkt, wurde dann aber auch an Landstraßen, Flüssen und Bahndämmen gepflanzt und breitete sich rasch aus. Durch ihre Wurzeltriebe, die etwa zehn, zwölf Meter vom Stamm entfernt aus dem Boden sprießen, vermag sie sich rasch zu vermehren und große Bestände zu bilden. Hat sie sich irgendwo einmal eingenistet, wird man ihrer kaum Herr - die Wuchsleistung ist außerordentlich. Robinien werden in der Regel beinahe 20 Meter hoch, ihr Höhenzuwachs kann im Jahr zwei bis fünf Meter betragen.
Die Robinie galt von Anfang an nicht als Forstbaum - man verwendete sie vielmehr zur Befestigung von Dünen, Dämmen und Flussufern, zur Wiederbegrünung von Abraumhalden und, in niederwaldartigen Beständen zur Gewinnung widerstandsfähiger Pfähle. Nicht nur wegen ihres unkontrollierten Wachstums ist der Nutzen dieser Baumart stark umstritten, sondern auch wegen der massiven Veränderung der bodenständigen Vegetation, die in Robinienbeständen eintritt.
Alte Robinien haben eine dicke, tief längsrissige, hellgraue bis braune Borke. An ihren stacheligen Ästen, ihrem aus neun bis einundzwanzig elliptisch-ovalen Blättchen zusammengesetzten Blättern sind sie leicht zu erkennen, ebenso wie an den hängenden Blütentrauben mit ihren bis zu 25 Einzelblüten. Die duftenden weißen Schmetterlingsblüten werden von Bienen aufgesucht.
Im Grunde genommen sind nicht nur diese vier Exoten Fremdlinge in unseren Wäldern. Die Lärche ist zwar in Mitteleuropa beheimatet, kommt aber ursprünglich nur in kontinentalen Lagen der Alpen und in Osteuropa vor; überall sonst ist sie eingebracht. Die Schwarzkiefer, die - beispielsweise im mittleren Maingebiet - auf steinigen, trockenen Kalkböden zur Aufforstung herangezogen wird, kommt in Mitteleuropa nur im südöstlichen Österreich und in anschließenden Gebieten wild vor. Selten wird auch die Rosskastanie in Wäldern angepflanzt, meist nur an Waldrändern und auf Lichtungen. Sie stammt ursprünglich aus dem östlichen Balkan, wo sie bevorzugt in Schluchtwäldern wächst.
Selbst die Fichte ist in vielen Teilen des westlichen Mitteleuropas nicht heimisch. Die Fichtenwälder in Hunsrück, Eifel, Odenwald und Vogesen gab es ursprünglich nicht. Auch die Edel- oder Esskastanie, die wir in wärmeren Teilen Deutschlands vor allem in Eichenmischwäldern finden, war hierzulande vordem nicht verbreitet: Vermutlich ist dieser vor allem im westlichen Mittelmeergebiet beheimatete Baum mit den Römern in die Gebiete nördlich der Alpen gekommen.
Auch unter unseren heimischen Bäumen gibt es seltene Exemplare - Arten, die nur an wenigen Stellen oder nur in Teilgebieten existieren und die man, zumindest in der freien Natur, kaum zu Gesicht bekommt. Zu denen gehört die immergrüne Eibe. Sie wird zwar in Friedhöfen und Parkanlagen häufig gepflanzt, wild ist sie aber nur noch vereinzelt anzutreffen. Wegen ihres wertvollen Holzes, aus dem sich Bogen und Armbrüste fertigen ließen, hat man die Eibenbestände einst im Übermaß abgeholzt.
Aus den Geschäftsbüchern einer alten Nürnberger Großhandlung geht hervor, dass noch im 16. Jahrhundert ein reger Handel mit Eiben üblich war. Jährlich wurden im Auftrag dieses Handelsunternehmens etwa 10000 Stämme gefällt, etliche hat man sogar nach England exportiert.
Heute ist die Eibe weithin völlig verschwunden. Man trifft sie allenfalls an schwer zugänglichen Steilhängen und in Schluchten an, vor allem in den Alpen. In Deutschland gibt es auch noch einen schönen Bestand bei Weilheim in Oberbayern, weitere Vorkommen in einigen Tobeln von Oberschwaben, an den Felsabfällen der Schwäbischen Alb und im Südschwarzwald.
Nur im Maingebiet, in Nahetal, in den Tälern am Mittelrhein und am pfälzischen Donnersberg findet man den Französischen Maßholder, eine Ahornart mit charakteristisch geformten, dreilappigen Blättern. Ursprünglich in den Wäldern des Mittelmeerraumes beheimatet, hat der Maßholder bei uns die Nordgrenze seiner Verbreitung erreicht. Er gedeiht an warmen, sonnigen Hängen, wo er im Verein mit Eichbäumen niedrige Wälder und Gebüsche bildet.
Eine ausgesprochene Rarität ist der Frühlingsahorn, der auch Schneeballblättriger Ahorn genannt wird. Dieser wärmeliebende Baum, der vor allem in den Bergwäldern der Mittelmeerländer verbreitet ist, kommt im Schweizer Jura vor und erreicht in Deutschland nur den äußersten Südwesten: An den Rheintalhängen, unweit von Basel, fristen ganze zehn Exemplare ihr Dasein, in Laubwäldern gut versteckt.
Auch der Buchsbaum, den wir als beliebten immergrünen Busch und als schnittfeste Hecke (speziell als Grabeinfassung) kennen, erreicht im Rheintal nördlich von Basel die Nordgrenze seiner Verbreitung. Auch er hat hier seinen einzigen natürlichen Wuchsort in Deutschland.
Solange sich zurückdenken lässt, ist in unseren Breiten keine Baumart ausgestorben - und in näherer Zukunft dürfte auch keine unmittelbar vom Aussterben bedroht sein, wenn man von den möglichen Auswirkungen der Umweltbelastung absieht. Allerdings gilt die Feld-Ulme, die vor allem in Auenwäldern vorkommt, als gefährdet. Ausnahmsweise ist nicht der Mensch direkt schuld: Das Ulmensterben, das mancherorts beobachtet wird, beruht auf einer Pilzkrankheit. Sie wird durch einen Käfer übertragen und führt dazu, dass die Leitbahnen im Baum verstopfen.