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Der Wald befindet sich in einer schweren Krise. Alarmierend ist, dass nicht
nur das Ausmaß, sondern auch die Schwere der Schäden rapide zugenommen
hat. Eine neue Dimension gewinnt die Situation dadurch, dass nun auch bei den
Laubbäumen, insbesondere bei Buche und Eiche, die Schäden dramatisch
angestiegen sind. Niemand weiß heute, wo diese Entwicklung enden wird.
Allerdings dürfen zwei grundlegende Erkenntnisse inzwischen als gesichert
gelten:
Erstens haben wir es offenbar mit den Folgen einer schleichenden Vergiftung
zu tun, die unter der Oberfläche schon längere Zeit hindurch wirksam
gewesen sein muss, bevor die Ergebnisse für die breitere Öffentlichkeit
sichtbar wurden. So starben scheinbar gesunde hundertzwanzigjährige Buchen
innerhalb einer einzigen Vegetationsperiode ab - offensichtlich nicht aufgrund
von ganz kurzfristigen Einwirkungen. Wir können schlecht sagen, ob nicht
irreparable Schäden längst auch anderswo angelegt sind. Selbst dann
also, wenn wir sofort eine dramatische Verringerung der Umweltbelastung erreichen
würden (was indessen kaum möglich sein dürfte), könnte sich
deren Auswirkung auf unsere Wälder noch eine Dekade lang zeigen. Und was
bliebe danach übrig?
Die zweite grundlegende Erkenntnis ist, dass die Krise des Waldes eine Folge äußerer Einwirkungen, also nicht etwa durch unzweckmäßige Anbaumethoden der Forstwirtschaft bedingt ist. Der Wald wurde - und wird - im Zuge des Wirtschaftsprozesses Schadstoffbelastungen ausgesetzt, die über die Aufnahmefähigkeit des Ökosystems Wald weit hinausgehen. Auf diese Weise haben wir bisher in großem Maßstab ökologisches Kapital verwirtschaftet, ohne uns darüber wirklich Rechenschaft abzulegen.