Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Waldbauern

Kapitel in: Waldbauern

Seit Generationen der Zeit voraus

Zu vielen bäuerlichen Betrieben in der Bundesrepublik Deutschland gehört eigener Wald. Und viele der Waldbauern sind seit Generationen ihrer Zeit voraus: Sie lassen in ihrem Wald - scheinbar unkontrolliert - alles nebeneinander aufwachsen. Heute sind zahlreiche Forstwissenschaftler der Ansicht, dass diese sogenannten Plenterwälder die Wälder der Zukunft sind. Waldbauern

Schurtenhof
Der Schurtenhof im Simonswälder Tal ist ein typischer Schwarzwälder Waldbauernhof Der Wald zieht sich den Berg hinauf und ist die Spartruhe des Bauern.

Das Simonswälder Tal verkriecht sich im Südlichen Schwarzwald; sein Tor ist das kleine Waldkirch. Auf der Sommerseite des Tales sind Frucht und Kartoffeln bis zu zwei Wochen früher zu ernten als drüben, auf der dunklen Winterseite. Kein Wunder, dass die Bauern fast alle ihre Felder auf der Sonnenseite haben, die Wiesen und den Wald dagegen auf der Winterseite. Nur der Schurtenhof steht ganz im Schatten; der Bauer sieht die Kirschbäume beim Nachbarn gegenüber früher blühen als auf seinen Wiesen.

Karl Stratz, der Schurtenhofbauer, hat einen langen handtuchförmigen Landstreif, welcher vom Bach, der Wildgutach, hinaufzieht bis zur St. Märgener Hochfläche in 1000 Metern Höhe, und er fühlt sich als Gebirgsbauer. Alle Bauern im Tal haben so ein nach oben in den schrofigen Wald hineinlaufendes Stück Land, genau in der Form, wie es den Ahnen einst bei der Landnahme zugeteilt worden war. Und wie man es bekommen hat, vererbt man es weiter - hier muss der Hof zusammenbleiben, wenn der neue Bauer aufzieht. Deshalb gehört auch der Spicher, das Altenteil, zum Hof wie das Kruzifix und der Kuhstall; nur dass sich der Spicher nicht unters gemeinsame Riesendach duckt, sondern daneben steht. So muss der alte Bauer nicht immer mitanschauen, wie der junge sich beim Wirtschaften anstellt.

Karl Stratz ist ein Bauer im Wald, ein Waldbauer und Waldpfleger schon in der dritten Generation. Gelernt hat er es von seinem Vater, und der hat wiederum bei seinem Vater zugesehen, wie der den damals heruntergekommenen Hofwald wieder hochgebracht hat. Zu dieser Zeit war der Hof abgebrannt gewesen. Nach solch einem Schicksalsschlag greift der Bauer in die einzige Spartruhe, die ihm sicher ist, in den Wald. Auch der Schurtenhof-Großvater hat den Wald plündern müssen für den neuen Hof, und dann hat er plentern müssen, damit sich die Truhe wieder hat füllen können.

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