|
Im Rom der Zeitenwende galten Fachwerkkonstruktionen dann schon als herkömmliche Bauweise. Bereits um das Jahr 25 vor Christi Geburt standen in der Hauptstadt der Römer mehrstöckige Mietskasernen in Fachwerktechnik.
Bei den Germanen war es zu jener Zeit noch immer üblich, schlichte Pfostenhäuser zu bauen, nun allerdings fast nur noch mit rechteckigem Grundriss: Pfeiler und Balken, zwischen welche man Mauerwerk fügte. Noch zu Zeiten Karls des Großen - ja, bis etwa zur Jahrtausendwende wurden selbst anspruchsvolle Bauten wie Kirchen und Paläste vielfach nicht aus Stein, sondern aus Holz errichtet.
Dann aber begann sich auch in Mitteleuropa die Kunst des Fachwerkbaus zu entwickeln. Sie erreichte ihre Blütezeit in den drei Jahrhunderten zwischen 1450 und 1750. Noch heute gibt es viele Bauten, die von der Handwerkskunst der damaligen Zimmerleute Zeugnis ablegen - etwa das Alte Rathaus in Esslingen, das schon 1430 entstand.
Doch auch bei reinen Steinbauten - beim Bau von Kirchen und Burgen - kam man ehedem ohne Holz nicht aus. Man brauchte es für die Dachstühle und die Überdeckungen der Wehrgänge, außerdem wurde es benötigt für die Hilfsgerüste beim Bau der Wölbungen. Wie genial einfach das Rüstholz sich an hohen Bauten, Mauern oder Türmen verwenden ließ, kann man an vielen Baudenkmälern noch heute unschwer erkennen. Man mauerte einfach, während der Bau in die Höhe wuchs, Balken quer zum Mauerwerk ein - so, dass sie auf einer Seite oder auch links und rechts herausragten . Auf diese Stumpen legte man Bretter als Steh- und Lauffläche für die Arbeiter, damit sie weitermauern konnten. Später wurden die herausragenden Balkenenden abgesägt, das eingemauerte Holz blieb im Baukörper. Mit der Zeit verfaulte es, und so kann man heute noch in den Wänden vieler mittelalterlicher Bauwerke in regelmäßigen Abständen kleine viereckige schwarze Löcher sehen: Da schauten einst die Gerüstbalken heraus.