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Moose

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Wasserbett im lauschigen Hain

Moos

Viele romantische Geschichten von erquickender Rast auf schwellendem Moospolster - sie sind schlicht erfunden. Wer sich einmal darauf niedergelassen hat, der weiß das. Denn ein gesundes, leuchtend grünes Moos ist durchaus kein trockenes Kissen, sondern eine äußerst feuchte Angelegenheit: Moos, das so verlockend aussieht, ist nämlich stets mit Wasser vollgesogen wie ein Schwamm.

Laubmoos

1 - Ausgestreute Sporen.
2 - Spore keimt zu einem Vorkeim.
3 - Moosknospe.
4 - Vorkeim verzweigt sich zu Fadengeflecht.
5 - Aus den Moosknospen entstehen Moospflanzen mit Geschlechtsorganen.
6 - Spermazelle befruchtet Eizelle.
7 - Aus der Eizelle wächst die Kapsel.

Die Moose des Walds bilden Rasen aus aufrechten, beblätterten Stämmchen, Teppiche aus niederliegenden Stengeln oder dichte Polster, selten höher als eine Handbreit. Die größte einheimische Moosart, das Goldene Frauenhaar, bauscht sich gelegentlich auch höher auf. Dass die Moose, verglichen mit Samenpflanzen und Farnen, nur so geringe Höhe erreichen, hat damit zu tun, dass ihr Wasserhaushalt von der Feuchtigkeit der Umgebung abhängt. Wasserleitungssysteme, wie sie bei Blütenpflanzen und auch bei Farnpflanzen existieren, fehlen bei Moosen entweder gänzlich - oder sie sind so wenig leistungsfähig, dass sie das Wasser nur in geringe Höhen transportieren können. Auch die Würzelchen der Moose sind viel einfacher gebaut als die der Farne. Sie tragen nur wenig zur Wasserversorgung bei und dienen eher der Verankerung im Boden.

Einen wirksamen Verdunstungsschutz haben die Moose nicht. Fehlt die Bewässerung, so trocknen sie allmählich aus und gehen in einen Zustand ruhenden Lebens über. Die Stoffwechseltätigkeit läuft erst wieder an, wenn das Pflänzchen durch Regen, Tau oder Nebel befeuchtet wird. Anders als die höheren Pflanzen, können die Moose Wasser unmittelbar durch ihre Oberfläche aufnehmen: Die Botaniker sprechen hier vom Phänomen der Wechselfeuchtigkeit.

Diese Wechselfeuchtigkeit wirkt sich als Vorteil aus, zumindest beim Besiedeln bestimmter bodenferner Standorte. So vermögen Moose auch auf Unterlagen zu gedeihen, die kein Wasser zur Verfügung stellen; folgerichtig finden wir sie in schattigen Wäldern häufig auch auf Felsen, Steinschutt sowie an Baumstämmen - überall dort, wohin Niederschlagswasser in ausreichendem Maße gelangt. Auf dem Erdboden behaupten sich Moose auch an sehr licht- und nährstoffarmen Stellen. Wegböschungen, an denen die Erde noch nicht völlig gefestigt ist und höhere Pflanzen sich noch nicht zu einer Pflanzendecke geschlossen haben, sind bevorzugte Standorte von Moosen.

Manche Arten begnügen sich mit außerordentlich wenig Licht. Selbst der Sauerklee, eine der Blütenpflanzen, die mit ganz wenig Licht auskommen, müsste verkommen bei jenen Lichtstärken, unter denen etwa das Leuchtmoos noch existieren kann: Es wächst selbst tief in Höhlungen und Ritzen zwischen Steinblöcken und im Dunkel von Felswänden, auf die zu keiner Tageszeit die Sonne scheint. Ein Sechshundertstel des vollen Tageslichts reicht dem Leuchtmoos zur Photosynthese: Dank dem Bau seiner Zellen vermag sein Vorkeim das Licht wie in einer Linse zu sammeln und auf die Photosynthese treibenden Strukturen zu konzentrieren. Das nicht benötigte Licht wird in Richtung des Lichteinfalls reflektiert, so dass das Moos zu leuchten scheint.

Besonders üppig entwickeln sich Moose überall dort, wo es feucht ist. Vor allem in feuchten Gebirgswäldern: Schwellende Polster und tiefe, ausgedehnte Moosrasen kleiden da den Boden überall in sattes, kräftiges Grün. Wer sich jedoch verleiten lässt, auf einem dieser einladenden Polster Platz zu nehmen, wird alsbald die Feuchtigkeit zu spüren bekommen, die das Moos zu speichern vermag.

Moos im Nadelwald
Moos im Nadelwald

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