Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Insekten

Insekten Heuschrecken

Kapitel in: Insekten

Eine Heuschreckenart, die im Walde lebt

Eichenschrecke
Eichenschrecke

Heuschrecken, denkt man gemeinhin, leben in Wiesen und Riedgrasgebieten. Das stimmt auch. Doch es gibt einige charakteristische Vertreter dieser sogenannten Geradflügler, die ausschließlich im Laubwald leben, einige erdentrückt in den mittleren bis oberen Höhen. Die Eichenschrecken sind klein, wie viele der »Hupfer«, grad anderthalb Zentimeter lang. Ihr Körper ist hellgrün. Fühler, Beine und Längslinien auf dem Halsschild schimmern gelb. Während die meisten Heuschrecken dem aufmerksamen Wanderer schon durch ihr Gezirp auffallen, ist diese Befähigung bei den Eichenschrecken mehr oder weniger verkümmert. Zu sehen bekommt man die Tiere meist erst nach kräftigen Stürmen, wenn sie aus ihren Hochsitzen auf den Waldboden geschüttelt worden sind. Im Herbst kann man die Existenz dieser zarten Heuschrecken schon eher bemerken: dann klettern die Weibchen aus den höheren Lagen tiefer und legen mit ihrem Legebohrer Eier in die rissigen Baumrinden.

Waldgrille Waldgrille

Die Waldgrille hält sich am liebsten in Laubwäldern mit reichlich Bodenstreu auf. Nur das feine Zirpen verrät den etwa einen Zentimeter langen Sänger. Mit seinen Werbeliedern versucht das Männchen, ein Weibchen in seine Nähe zu locken, wobei es verschiedene Tonlagen anschlägt: einmal den lauten Lockgesang, zum andern das für das menschliche Ohr kaum wahrnehmbare Werbelied. Die Laute werden durch Aneinanderreihen der kurzen Flügel erzeugt. Zum Fliegen eignen sich diese Flügel nicht.

Die geschlüpften Jungtiere überwintern unter Laub und Moos. Erst im folgenden Jahr werden sie nach etlichen Häutungen geschlechtsreif.

Wenn von Fliegen die Rede ist, assoziieren die meisten Menschen nichts Gutes - schließlich spielen einige Vertreter dieser Familie als Krankheitsüberträger eine erhebliche Rolle. Gleichwohl hat das Heer der Fliegen auch eine wichtige positive Funktion: sie helfen mit, allzu große Mengen von Schadinsekten zu dezimieren. Darüber hinaus sind Fliegen auch wichtig als Blütenbestäuber.

SchwebfliegeSchwebfliege

Bei Wanderungen im sommerlichen Wald vernimmt man oft einen eigenartigen Summton, der aus den höheren Lagen der Baumwipfel zu kommen scheint: es handelt sich um die Fluggeräusche der Schwebfliegen, wahren Meistern der Flugkunst. Wie an einer Nadel festgehalten, beobachten sie im Standflug ihr Revier, um dann blitzschnell auf den Partner zu stoßen.

Schwebfliegenlarve saugt Blattlaus ausSchwebfliegenlarve saugt Blattlaus aus

Während sich die erwachsenen Tiere von Pflanzensäften ernähren, vertilgen die Larven vieler Schwebfliegenarten Blattläuse im Laub- und Nadelwald: eine für den Forstwirt ungemein nützliche Beschäftigung!

Kamelhalsfliegen sind keine echten Fliegen. Sie gehören zu den Netzflüglern. Den Namen verdankt das Insekt seinem ungewöhnlich langgestreckten Vorderbrustteil. Mit dem weit vorgereckten Kopf führt es bei der Beutesuche leicht pendelnde Bewegungen aus. Die Kamelhalsfliege frisst unter anderem Blattläuse, Rindenläuse und auch bestimmte kleinere Fliegen.

Kamelhalsfliege
Kamelhalsfliege

Ihre Larven sind ebenfalls Jäger, die sich außerordentlich geschickt und schnell zwischen oder unter den Baumrinden bewegen. Ihre Opfer sind die Larven anderer Insekten, und weil Kamelhalsfliegenlarven gleich schnell vor- wie zurücklaufen können, erwischen sie beinahe alle.

Florfliege oder Goldauge Florfliege oder Goldauge

Auf Gebüschen, an Wegrändern oder in krautigem Unterwuchs halten sich fast das ganze Jahr hindurch zartgrüne, zierliche Insekten auf: die Florfliegen, auch Goldaugen genannt. Wie die Kamelhalsfliegen gehören auch sie zu den Netzflüglern. Ihre durchscheinenden, etwas irisierenden Flügel halten sie dachförmig über den Hinterleib. Sie bewegen sich wenig, wirken beinahe träge. Mit etwas Glück kann man die Eiablage beobachten. Dabei stippt das Weibchen das Ende seines Hinterleibs gegen die Oberfläche des Blattes, worauf es sitzt, und zieht es gleich wieder hoch - im selben Augenblick wird aus dem Hinterleib ein Sekretfaden ausgepreßt, der an der Luft sofort erhärtet. Am oberen Fadenende wird nun ein längliches Ei befestigt - eine Prozedur, die sich viele Male wiederholt, immer dicht nebeneinander, so dass das Gelege zum Schluß wie ein Schimmelpilzrasen aussieht.

Die Larven, die sich aus den Eiern entwickeln, sind in erster Linie Blattlausvertilger. Mit ihren gewaltigen Kieferzangen packen sie ihre Opfer und saugen sie durch diese Zangen aus. Daher heißen die Larven Blattlauslöwen.

Die erwachsenen Florfliegen fressen die Blattläuse. Die Massenvermehrung bestimmter Insektenarten kommt in unseren Laub- und Nadelwäldern gar nicht selten vor. Das muss nicht von Eingriffen des Menschen herrühren - beispielsweise indem er Monokulturen bestimmter Baumarten anlegt. Auch wetterbedingte Gegebenheiten führen bisweilen dazu, dass sich bestimmte Schmetterlingsarten - etwa der Eichenwickler - enorm vermehren können und ihre Raupen dann einen Eichenwald buchstäblich kahlfressen.

Auf der anderen Seite gibt es eine Reihe von Insektengruppen, die als Schmarotzer oder Parasiten von solchen Raupen leben. Bei jedem Überangebot an Wirten - in diesem Fall an Schmetterlingsraupen - tauchen sofort auch viele Schmarotzer auf. Diese Entwicklung hält so lange an, bis sich nach einiger Zeit das Verhältnis auf ein für die Pflanzen erträgliches (oder sogar normales) Niveau eingependelt hat.

SchlupfwespeSchlupfwespe

Neben den Schlupfwespen, bestimmten Wanzen und Schwebfliegen zählen die Raupenfliegen zu den forstwirtschaftlich bedeutendsten Vertilgern von sogenannten Schadinsekten. Auf sonnenbeschienenen Gebüschen an Waldrändern sind diese Fliegen häufig. Besonders ins Auge springend bei näherem Hinsehen: die langen Borsten auf Brust und Hinterleib.

Schlupfwespe attackiert BlattwespenlarveSchlupfwespe attackiert Blattwespenlarve

Während einige Raupenfliegenarten ihr Ei direkt an den Wirt legen, setzen andere das Ei nur in die Nähe des Opfers - oder sie legen es einfach irgendwo ab, und die geschlüpfte Larve muss sich später ihren Wirt ganz allein suchen. Immer aber bohrt sich die Larve in den Körper ihres Wirts, um ihn allmählich von innen aufzufressen.

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