|
So jäh und so steil steigt der Harz
aus dem Norddeutschen Tiefland empor, dass er von ferne fast wie ein Hochgebirge
anmutet. Erst in der Nähe schwindet dieser Eindruck.
Von
der Kästeklippe hat man einen eindrucksvollen Blick über Teile des
Harzes.
Ausgedehnte Hochflächen bestimmen das Landschaftsbild. Lediglich am Rand des Harzes haben die Flüsse tiefe Täler in das Gebirge gegraben, beispielsweise Innerste, Oker, Söse, Sieber und Oder. Fast alle diese Flüsse wurden an geeigneten Stellen aufgestaut: Fünf große Talsperren dienen der Energiegewinnung, dem Hochwasserschutz und, vor allem, der Wasserversorgung der im Vorland gelegenen Großstädte. Sogar Bremen erhält Trinkwasser aus dem Harz.
Der Harz ist er Niedersachsens größtes und höchstgelegenes Waldgebiet. Ursprünglich war der Harz weitgehend von Laub- und Mischwäldern, speziell von Buchen bedeckt; nur in den Hochlagen oberhalb von 800 Metern gab es natürliche Fichtenvorkommen. Vor etwa 300 Jahren jedoch ging man, um den großen Holzbedarf des Harzer Bergbaus zu decken, dazu über, die kahlgeschlagenen Laubwälder durch Fichtenkulturen zu ersetzen. Folgen dieser Monokultur - nach heutiger Kenntnislage nicht überraschend - waren vermehrte Sturm- und Schneebruchschäden sowie Borkenkäferkalamitäten, die in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrzehnten immer wieder den Harz heimsuchten. Auch die Waldschäden machen sich in Fichtengehölzen besonders stark bemerkbar, vor allem in den exponierten Hochlagen. Dort gibt es bereits größere Flächen, die vom Sauren Regen ganz erschreckend gezeichnet sind.
Zwar hatte man, durch die gewaltigen Windbruchkatastrophen aufgescheucht, zu Anfang des letzten Jahrhunderts den löblichen Plan gefasst, wieder mehr Buchen und Mischwälder auf den verwüsteten Flächen aufzuforsten; indes, das Rotwild vereitelte den Plan - es fraß die jungen Laubgehölze buchstäblich bis auf Stumpf und Stiel. Tatsächlich gab es - außerhalb der Alpen - wohl nirgends sonst in Deutschland so viel Hirsche wie im Harz. Und noch heute ist der Rotwildbestand dieser Gegend überdurchschnittlich hoch. Kein Wunder, dass auch die Bodenvegetation sich völlig verarmt zeigt. Typische Laubbäume wie Bergahorn oder Vogelbeere verschwinden mehr und mehr aus der Landschaft; die Fichte und die von diesem spezifischen Nadelbaum abhängigen Tierarten breiten sich aus. Lediglich im Südharz gibt es noch einige Buchenwälder.
Geologisch gehört der Harz zu den Urgebirgen des Erdaltertums. Jahrhundertelang war der Bergbau der bedeutsamste Erwerbszweig der Bevölkerung: Man baute Silber-, Kupfer-, Blei- und Zinkerze ab. Die dominierenden Gesteinsarten im Harz sind Granit, Grauwacke, Hornfels, Tonschiefer, Quarzit, Kieselschiefer und Sandstein - Gesteinslagen, die allesamt auf engstem Raum vorkommen und somit auf eindrucksvolle Weise die erdgeschichtliche Entwicklung bezeugen. Das Bett der Oker, die sich am Nordrand des Harzes 300 bis 400 Meter tief ins Gebirge eingegraben hat, ist ausgefüllt von mächtigen Granitblöcken. Im Süden des Harzes sind die Urgesteine (die vor 540 bis 240 Millionen Jahren entstanden) von jüngeren Deckschichten überlagert.