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Westerwald und Taunus

Kapitel in: Westerwald und Taunus

Im Taunus

Der Große Feldberg ist gar nicht so groß Taunus

Wo einst ausgedehnte Laubwälder wuchsen, breiten sich heute vorwiegend dunkle Nadelwälder aus. Seit dem 18. Jahrhundert wurde die schnellwüchsige Fichte angepflanzt.

Unter die reinen Fichtenkulturen des Taunus haben sich Kiefern, Lärchen und Douglasien, ferner Birken, Ebereschen und - an feuchteren Stellen, ganz vereinzelt - auch Weißtannen gemischt. Die Kiefer findet man am ehesten in tieferen Lagen, meist in den schönen Mischwäldern zusammen mit Buchen, Fichten, Lärchen und auch Eichen. Die wenigen reinen Eichen vorkommen, häufig als Niederwälder, werden besonders geschützt - beispielsweise im »Hessenpark«. Aber auch Haselnuss, Eberesche, Weißdorn, Hainbuche, Birke und Salweide wachsen in diesen Wäldern. In der Krautschicht haben sich unter anderem Fingerhut, Labkraut und Wurmfarn angesiedelt - ein reichbestückter Futterplatz für Insekten, Kleinsäuger und Vögel.

Der Taunus ist reich an Rehen und Wildschweinen. Allerdings wagt sich das Wild fast nur noch nachts aus seinen Schlupfwinkeln im Dickicht. Tagsüber beunruhigen die vielen Menschen das Wild zu sehr.

Es ist in der Tat erstaunlich, wie viele Leute diesen Taunus aufsuchen. Frankfurt am Main hat an die
650000 Einwohner; die meisten scheinen - zumindest am Wochenende - zusammen mit angereisten Freunden und Verwandten im Taunus unterwegs zu sein - so voll ist es dort manchmal.

Das Wort Taunus kommt von althochdeutsch »duna« oder von keltisch »dunos«, das die Römer später latinisierten. Beides heißt schlichtweg »Höhe«. Allzu hoch darf man sich die Berge allerdings nicht vorstellen. Selbst der Große Feldberg (878 m) erscheint neben dem Feldberg im Schwarzwald (der ohne das Beiwort »groß« auskommt) als Knirps von nicht einmal Zweidrittelsgröße.

Zahlreiche Wandermöglichkeiten eröffnen sich von der Hochtaunusstraße aus. Der Zweckverband Naturpark Hochtaunus und die Wandervereine haben sich dabei alle Mühe gegeben.

Zum Feldberggipfel ist es von einigen Parkplätzen an der Hochtaunusstraße nur ein Spaziergang. Das Plateau ist ziemlich zugebaut, das Gedränge im Sommer beängstigend. Aber die Fernsicht ist einmalig: 360 Grad Rundumblick.

Noch keine vier Jahrhunderte ist es her, dass eine regelrechte Expedition losgeschickt wurde, um die unwegsame Wildnis rings um den Feldberggipfel zu erkunden; die Hessen-Homburgische Polizei gab Geleitschutz gegen Räuber. 200 Jahre später führte der Weg von Frankfurt zum Feldberg immer noch durch drei »Vaterländer«: Frankfurt, Hessen-Kassel und Hessen-Homburg. Aus jener Zeit stammen die Grenzsteine, die in den Wäldern vor sich hinbröckeln, von Flechten überzogen.

Unser Vorschlag: wandern Sie zum etwas niedrigeren Altkönig (798 m) und zurück! Die ganze Strecke ist vier Kilometer lang. Etwa auf halbem Weg liegt der Fuchstanz; dort können Sie einkehren.

Der Altkönig hat mit »alt« und »König« nichts zu tun. Das Wort ist keltisch; »Altkin« heißt »hoher Gipfel«. Einst, etwa vier Jahrhunderte vor Christus, schichteten die Kelten auf dem Altkönig zwei Ringwälle auf. Es waren Trockenmauern, vier bis fünf Meter breit und ungefähr ebenso hoch. Der Steinwall war durch Balken versteift. Als die faulten, fiel die Anlage alsbald in sich zusammen, aber die Brocken liegen noch da. Zuweilen kann man lesen, Römer hätten die Festung gestürmt. Aber das stimmt gar nicht. Die Römer kamen viel später, erst im Jahre 11 vor Christus, als Drusus sie von Mainz her in den Taunus führte.

Verlieren Sie beim Abstieg über die Steinblöcke nicht Markierung und Orientierung! Sie müssen nun wieder zum Fuchstanz und zum Parkplatz zurück.

Es gibt leider kaum noch Spuren der Römer im Taunus. Sie sind getilgt, vergangen und ausgelöscht. Wie der Limes verlief, der römische Grenzwall, lässt sich auf Karten weit besser erkennen als in der freien Natur. Natürlich weiß man genau, wo sich der Wall hinzog und wo die Kastelle standen. Schon vor mehr als zwei Jahrhunderten fingen die Ausgräber an, den Dingen auf den Grund zu gehen und präzise Lagepläne anzufertigen. So könnten die Landkarten Sie glauben machen, Sie fänden noch heute Entdeckenswertes - zum Beispiel das Römerkastell Alteburg, das von Heftrich aus in Richtung Lenzhahn erreichbar ist. Was finden Sie? Eine Tafel, die Ihnen sagt, was einst hier war, und dass nichts mehr zu sehen ist.

Da fahren Sie besser gleich zur Saalburg, dem einzigen Römerkastell auf deutschem Boden, das wieder aufgebaut wurde - 221 Meter lang, 147 Meter breit. Das einzigartige Museum ist mit gut 30 000 Exponaten bestückt, mit einigen Geschützrekonstruktionen und Ausgrabungsfunden - darunter sogar Textilien und Leder -, die einen recht lebendigen Eindruck vom Alltagsleben in den römischen Limeskastellen vermitteln.

Bei der Saalburg beginnt auch der Taunus-Lehrpfad, eine sechs Kilometer lange Rundwanderstrecke mit elf Stationen. Mehr als ein Dutzend Tafeln zeigen, was diese Mittelgebirgslandschaft so reizvoll macht: hier die Fauna, dort ein wenig Geologie, dann die Flora. Sie erfahren etwas über Vogel- und Naturschutz und auch einiges aus dem faszinierenden Geschichtsbuch des Waldes - vor allem über den Weidewald des Mittelalters, den Hutewald.

Wenn Sie nach der Station 7 den Taunus-Lehrpfad verlassen, landen Sie im »Hessenpark« mit seinem Freilichtmuseum, in dem Sie alte Bauernhäuser aus der Umgebung bewundern können. Von dort gelangen Sie problemlos wieder auf den Lehrpfad zurück, wo es mit der Station 8, mit Informationen über einheimische Bäume, weitergeht.


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