Der deutsche Wald kann mehr als rauschen

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Forstpflege

Kapitel in: Forstpflege

Wälder für morgen

Seit den Zeiten Karls des Großen, der das Land mit gewaltigen Rodungsprogrammen urbar machte, scheinen die Deutschen führend in allen Fragen der Waldwirtschaft. Die ersten Aufforstungsversuche, die ersten Nutzungspläne, die ersten Forstordnungen - sie wurden sämtlich hierzulande konzipiert. In Skandinavien zum Beispiel betreibt man erst seit über 200 Jahren intensiv Forstwirtschaft - als man erkannte, welchen natürlichen Reichtum die riesigen Wälder bergen. Ähnlich verhielt es sich mit der GUS; dort war man allerdings schon ziemlich früh allen modernen Techniken aufgeschlossen. Forstpflege

Lärche
Der Zweig einer Lärche trägt vorjährige Zapfen, neue Zapfen und verdorrte männliche Blüten gleichzeitig.

Besonders interessant verlief die Entwicklung der Forstwirtschaft in Nordamerika - als hätte man dort im Zeitraffertempo den Verlauf der europäischen Forstgeschichte nachzuahmen versucht.

Auch in Nordamerika begann die Geschichte, genau wie bei uns, mit großen Rodeperioden. Denn auch in den USA und Kanada waren die dichten Wälder das größte Hindernis für die Besiedelung. Allerdings gab es, als die ersten Siedler kamen, zunächst noch genug waldfreies Land. Erst als gegen Ende des 18. Jahrhunderts die große amerikanische Völkerwanderung von der Ost- zur Westküste einsetzte, stellte sich diesem Strom die Barriere der Wälder entgegen. Kurzum: man holzte sich durchs ganze 19. Jahrhundert. Die Technik der Farmer war dabei fast so primitiv wie die der Germanen 4000 Jahre zuvor: Es gab nur die Axt, sonst nichts. Ja, die Axt wurde zum Symbol des amerikanischen Grenzlandes schlechthin. Dabei entwickelte sie sich von der vergleichsweise schweren, plumpen europäischen Axt zu einem schmalen, griffigen, universellen Werkzeug. Auf die Fertigung des Holms, der in Europa früher meist nur irgendein Ast war, verwandte man ungemein viel Sorgfalt. Überall gab es hochbezahlte, sehr angesehene Holmenmacher; die jedem Kunden ein individuelles Werkzeug entwarfen und es seiner Arbeitstechnik anpassten. Die Blätter der Axt wurden im Lauf der Jahre kürzer, breiter und, vor allem, wesentlich schärfer; und die Geschicklichkeit der amerikanischen Holzfäller, die - nicht anders als die Waldarbeiter in anderen Ländern - mit Sägen nichts zu tun haben wollten, steigerte sich ins Phänomenale. Wo Holzhacker die Stämme gleich an Ort und Stelle in Bauholz verwandelten, waren die Balken nachher so glatt behauen, als hätte man sie gesägt.

Als amerikanische Erfinder um die Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Gedanken spielten, mechanische Sägen auszuprobieren, dachten sie keineswegs an die wirtschaftlichen Aspekte der Holzernte, sondern nur an schnellere Landgewinnung. Holz fiel nebenher von selbst an, okay. Die Urwälder schienen (wie im frühen europäischen Mittelalter) unerschöpflich zu sein. Und der Grundsatz aller amerikanischen Forstarbeit hieß zu jener Zeit ganz simpel: »Cut out and get out« - abholzen und weg damit!

Die Holzhändler nutzten es clever aus, dieses Rodungsfieber der neuen Siedler. Dabei war die Gesamtsituation eine grundlegend andere als in Europa. Zum Beispiel ordneten sich in den USA die Produktionsstufen der Forstarbeit anders ein als bei uns - ein Tatbestand, der sich um ein Haar katastrophal ausgewirkt hätte.

FichteEine junge Fichte wächst im Aufforstungsgebiet. Schon im nächsten Jahr werden diese Triebe an ihrer Spitze neue Triebe schieben.

Die klassische Forstwirtschaft kennt im allgemeinen drei Produktionsstufen. Da ist zunächst die organisch-biologische - sprich: Aussaat, Pflege, Durchforstung. Zweitens gibt es die mechanisch-technische Produktionsstufe - also das Fällen, Entasten und Herausschaffen des Holzes. Und drittens kennt man die industrielle, holzverarbeitende Produktionsstufe: auf dem Weg über den Handel gelangt das Holz an seinen »Endverbraucher«, es wird zum Baumaterial, zum Gebrauchsgut oder auch nur zu Feuer und Asche.

Bei uns, in Mitteleuropa, werden in der Regel die erste und die zweite Stufe von den gleichen Leuten geplant, organisiert und betreut: Aufzucht und Pflege sowie Einschlagsplanung und Fällarbeit liegen in denselben Händen. Die dritte Stufe - Vermarkten und Bearbeiten des Holzes - ist die Sache anderer.

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