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Weißtanne mit Frucht
Die Weiß- oder Edeltanne, die in Mitteleuropa vorherrschende Tannenart, tritt hierzulande in charakteristischer Beigesellung in Buchen- Tannenwäldern sowie in Fichten- Tannengehölzen auf; doch bildet sie auch reine Bestände. Die Verbreitung der Weißtanne , welche zu keiner Zeit besonders groß war, ist in den letzten zwei Jahrhunderten noch weiter zurückgegangen, weil die Ansprüche ihrer Art bei Aufforstungen nur allzu selten berücksichtigt wurde. Die Weißtanne hat beispielsweise ein größeres Wärmebedürfnis als die Fichte, und sie verlangt besseren Boden . Kommt hinzu, dass sie gegen Luftverunreinigung besonders empfindlich ist.
Weißtannen werden im allgemeinen 30 bis 50, in Einzelfällen an die 70 Meter hoch und können dann einen Stammdurchmesser von anderthalb bis zwei Metern und ein Alter bis zu 800 Jahren erreichen. Den stärksten Höhenwuchs hat die Weißtanne aber schon sehr früh, zwischen dem 30. und dem 60. Lebensjahr. Die Krone ist nicht ausladend, sondern spitzkegelig, der Wipfel stumpfspitzig abgeplattet, was ihm die Form eines Storchennestes verleiht. Die Seitenäste gehen in Jahresvierteln vom geraden, glattrindigen Stamm ab, der erst im Alter eine weißlichgraue, rissige Borke bekommt. Steht sie frei, ist der Stamm bis auf den Grund beastet. Die Weißtanne ist ein Tiefwurzler mit kräftiger Pfahlwurzel und starken Seitenwurzeln. Dieses Wurzelsystem macht den Baum verhältnismäßig sturmfest.
Die Nadeln der immergrünen Weißtanne sind am Grunde zu einem Stielchen verjüngt und sitzen mit einer Scheibe am Zweig. Obwohl die Ansatzstellen sich rings um den ganzen Zweig befinden, kommt durch eine Verdrehung der Nadelstielchen eine zweizeilige, flache Anordnung der Nadeln am Zweig zustande. Tannennadeln sind breiter und flacher als Fichtennadeln. Sie glänzen oberseits dunkelgrün und haben unterseits zwei weißliche mit Wachs gefüllte Rinnen. Von diesem weißen Schimmer hat die Weißtanne ihren Namen.
Borke der Weißtanne
Sie ist ein einhäusiger Nadelbaum. Die drei bis vier Zentimeter langen, kätzchenförmigen männlichen Blütenstände sitzen zu mehreren an vorjährigen Zweigen im oberen Teil der Krone, während die vier bis sechs Zentimeter langen weiblichen Zapfenblüten nur an zwei- bis dreijährigen Zweigen der obersten Astviertel aufrecht stehen. Von
Ende April bis in den März blüht die Weißtanne; dann werden große Mengen gelben Blütenstaubs verweht, Voraussetzung für die Bestäubung.
Die Fruchtzapfen der Weißtanne stehen, anders als bei der Fichte, aufrecht. Nach der Reife, Ende September oder Anfang Oktober, zerfällt der Zapfen in seine Bestandteile - die Deckschuppen, die Fruchtschuppen und die geflügelten Samen; nur die kahle Spindel bleibt noch stehen. Auch in diesem Punkt zeigt die Weißtanne einen wichtigen Unterschied zur Fichte, deren Zapfen als Ganzes abfallen.
Das grauweiße Holz der Weißtanne ist weich und leicht. Es wird als Bauholz und, in ausgesuchten Qualitäten, beim Bau von Musikinstrumenten verwendet. Auch aus Tannenharz wird Terpentinöl gewonnen; der Rückstand aus dieser Destillation wird zu Geigenharz (Kolophonium) weiterverarbeitet. Weißtannen sind auch als Weihnachtsbäume sehr geschätzt.