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Das lange, steile Gerippe des Wiehen- und Wesergebirges strähnt den Raum zwischen Osnabrück und Hannover in nordwest-südöstlicher Richtung; nicht minder steil zieht sich der Teutoburger Wald von Osnabrück südostwärts, gut 100 Kilometer lang. An der Porta Westfalica durchbricht die Weser den Gebirgsriegel, bei Bad Essen die Hunte - der Bergkamm ist stellenweise so schmal, dass kaum Platz ist für einen Weg.
Die markanten Formen und die wenigen Täler lassen die Berge oft höher erscheinen, als sie tatsächlich sind: nur wenige Anhöhen erreichen 500 Meter und mehr.
Die mächtigen, knorrigen Süntelbuchen sind charakteristisch für dieses Gebirge.
Der langgestreckte Teutoburger Wald geht bei Detmold allmählich ins Eggegebirge über. Das Bergland zwischen Minden im Norden und Münden im Süden hingegen trägt einen eigenen Namen: Weserbergland. Dazu gehören Reinhardswald und Bramwald, Solling und Vogler, Ith und Hils, Deister und Süntel, Bückeberge, Sieben Berge und Hildesheimer Wald. Wie das Wiehengebirge und der Teutoburger Wald sind auch Ith und Hils in ihrem Aufriss firstförmig konturiert.
Das Weserbergland stellt alles andere als ein einheitliches Gebiet dar. Gemeinsam ist den Wäldern und kleinen Mittelgebirgen eigentlich nur der Fluss, der sich in einer langen Folge enger, tief eingeschnittener Durchbrüche und breiter Niederungen durch die Landschaft schlängelt. Zwischen Münden und Bad Karlshafen fließt die Weser durch Sandsteinschichten voran - später folgen Muschelkalkgestein, dann wiederum harte Sandsteine und schließlich, bei der Porta Westfalica, Schichten des Weißen Jura. Im Untergrund lagern 200 Millionen Jahre alte Sedimentschichten des Zechsteins. Ihren Salzen und Mineralien, gelöst in Mineralquellen, verdankt das Land zahlreiche Heilbäder: beispielsweise Bad Salzuflen, Bad Pyrmont, Bad Driburg oder Bad Oeynhausen.
So vielgestaltig es auch anmutet, das Weserbergland mit seinen Höhenrücken, Senkzonen und Beckenlandschaften - aufs Ganze betrachtet, dominieren doch deutlich zwei Landschaftsformen.
Da sind einmal die Kämme des Nördlichen Weserberglandes, die wie Wellen aus den breiten, geschwungenen Tälern aufsteigen. Während in den Tälern überwiegend Landwirtschaft betrieben wird, blieb an den steilen Kammlagen der Wald erhalten. Meist sind es Buchen und andere Laubhölzer, beispielsweise Bergulme, Bergahorn, Esche und Vogelkirsche, die hier wachsen. Zwischen den Stämmen gedeihen Waldmeister, Perlgras und Bärlauch, außerdem Seidelbast und Anemonen, Tollkirsche, Weißwurz und, auf Trockenhängen, zahlreiche Orchideen. Besonders vielfältig sind die Waldbestände im Hils, wo es in den oberen Höhenlagen große, zusammenhängende Fichtengehölze gibt. In den unteren Lagen überwiegen Eichen und Buchen - auf trockeneren Untergründen auch kleine Kiefernwälder. Außerdem findet man viele andere Baumarten wie Lärche, Birke, Eberesche und Hainbuche.
Die zweite Landschaftsform des Weserberglandes wird als Schichttafellandschaft bezeichnet, welche charakterisiert ist durch flach lagernde oder nur wenig geneigte Buntsandsteinschichten. Im Süden sind dies vor allem Reinhardswald, Bramwald und Solling, wo sich auf kargen Sandsteinen ausgedehnte, zusammenhängende Waldgebiete erhalten haben. 80 bis 90 Prozent der Fläche sind hier noch von Wald bedeckt. Ursprünglich waren es Buchen- und Eichenwälder, doch als man im vergangenen Jahrhundert zu intensiver Waldbewirtschaftung überging, mussten sie meist Fichtenforsten weichen - was sich bei heftigen Stürmen und verschmutzter Luft nachteilig bemerkbar macht: Fichtenmonokulturen sind anfällig für Windbruch, und sie leiden ganz besonders unter dem Sauren Regen.
Eine recht interessante Form der Waldwirtschaft hat sich im Reinhardswald an einigen Stellen erhalten: die Waldweide, auch Hute- oder Hudewald genannt. Der Begriff leitet sich von »hüten« her und bezeichnet eine erst vor etwa 100 Jahren aufgegebene, jahrhundertelang geübte Nutzungsart. Dabei sind typische Waldbilder entstanden, geprägt von alten Eichen und Buchen. Die Bodenvegetation - Gräser, Kräuter, junge Bäume und Sträucher - bot dem Vieh und der Bevölkerung fast das ganze Jahr hindurch Nahrung.
Wie ein Dokument aus dem Jahr 1748 bezeugt, weideten damals im Reinhardswald 6000 Stück Rindvieh, 3000 Pferde, 20000 Schafe und 6000 Schweine. Das Großvieh war von Mai bis Ende August im Wald, die Schafe und Schweine wurden im Herbst und Winter in die Wälder getrieben, wo sie zahlreiche Eicheln und Bucheckern vorfanden und dabei kräftig Speck ansetzten. Vom Jahr 1772 an wurden im Reinhardswald zwei Spezialberufe für die Waldwirtschaft obligatorisch: Der Eichenplanteur musste Eichen pflanzen und sie noch drei Jahre lang pflegen, während der Eichenbinder die Aufgabe hatte, die jungen Eichen mit Dornen einzubinden, damit sie vom Weidevieh und vom Wild nicht gefressen wurden.
Außer den Schichtkämmen im Norden und Westen und den Schichttafellandschaften im Südosten erstrecken sich westlich der Weser noch einige Berg- und Hügelländer, deren wechselvoller geologischer Untergrund keiner der erwähnten Schichtformationen zugeordnet werden kann. Dies gilt beispielsweise für das Pyrmonter und das Lipper Bergland. Unterschiedlich wie die Oberflächenform ist auch deren Vegetation: neben größeren landwirtschaftlich genutzten Flächen finden sich ausgedehnte Mischwaldgebiete.
Um die Erholungsaktivitäten der Menschen in geordnete Bahnen zu lenken und um zugleich der Natur möglichst zuverlässigen Schutz angedeihen zu lassen, wurde eine Reihe von Gebieten zu Naturparks erklärt. Dazu gehören der Naturpark Nördlicher Teutoburger Wald - Wiehengebirge, der Naturpark Weserbergland - Schaumburg - Hameln, der Naturpark Solling - Vogler und der Naturpark Südlicher Teutoburger Wald -Eggegebirge. Die folgenden Seiten stellen diese Erholungsgebiete ausführlicher dar.