Maiglöckchen
Bundweise wurde es früher von Spaziergängern gepflückt, und waschkorbweise kam es auf den Markt. Heute steht das wildwachsende Maiglöckchen unter Naturschutz. Gärtnereien kultivieren die beliebte, rund 20 Zentimeter hohe Waldblume in großen Mengen. Leider halten sie gepflückt nicht lange, nach einer ist die Pracht dahin. Die glöckchenartigen, sechszipfligen Blüten, aus deren Fruchtknoten sich bis zum Herbst scharlachrote Beeren entwickeln, duften sehr intensiv. Obwohl das Maiglöckchen in unseren Laubwäldern oft in großen Mengen vorkommt, blüht (wie der Name sagt: im Mai) lediglich ein kleiner Teil des Gesamtbestands. Dies liegt daran, dass die Pflanze erst im Alter von vier Jahren und nur bei ausreichender Belichtung zu blühen beginnt. Das erste grüne Laubblatt erscheint im zweiten Jahr, das zweite im dritten.
Maiglöckchen wachsen auf basenreichen Böden, vor allem auf sehr kalkhaltigem Untergrund. Die ganze Pflanze ist giftig, besonders in ihren Blüten - was nicht hindert, dass die Medizin sie seit langem als Heilpflanze nutzt: Denn sie enthält herzwirksame Stoffe: Glykoside vom Typ Cardenolid. Herz-Glycoside werden bei Funktionsschwächen oder einem Versagen des Herzens eingesetzt. Man benutzt das Maiglöckchen vorwiegend bei Bluthochdruckkranken, um die Herztätigkeit zu unterstützen.
Allerdings zählt das Maiglöckchen ganz offiziell zu den Giftpflanzen und gehört als Medikament nur in die Hand des Arztes. In der Apotheke bekommt man homöopathische Maiglöckchen-Mittel, die in der angegebenen Dosierung keine schädlichen Nebenwirkungen haben. Die Verwendung der zerriebenen Blüten als Zusatz zu Schnupftabak ist heute glücklicherweise nicht mehr üblich.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben dichtete über das Maiglöckchen:
Nun hält's auch mich nicht mehr zu Haus
Maiglöckchen ruft auch mich.
Die Blümchen geh'n zum Tanze aus,
zum Tanzen geh' auch ich!